„Information und Öffentlichkeit"

Kongress von BDB und DGI in Leipzig

Vom 20. bis 23.3.2000 fand der erste gemeinsame Kongress der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (DGI) in Leipzig statt. Unter dem Motto „Information und Öffentlichkeit" kamen Bibliothekar/innen und Dokumentar/innen zusammen, bei denen „Information" im Mittelpunkt ihrer Arbeit und ihrer Dienstleistung steht. Grundlage für die gemeinsame Ausrichtung des Kongresses bildet die zunehmende Auflösung der ehemals unterschiedlichen Anforderungen von öffentlichem Dienst und Privatwirtschaft, mit welchen sich die beiden Verbände traditionell verbunden fühlen.

In 35 Themenkreisen wurden unterschiedliche Aspekte der Arbeit diskutiert und mit Hilfe von Vorträgen der Status quo der derzeitigen Entwicklungen veranschaulicht. Neben Professions- und Organisationsentwicklung wurden beispielsweise auch Bestandserhaltung, Archivierung und Ethik thematisch bearbeitet. Dabei stand der Einsatz neuer Medien oftmals im Vordergrund. Die Themenpalette reichte hier von „Call-Centern" über „elektronisches Publizieren" bis hin zu „Fachinformationssystemen auf der Basis von XML" (d.h. die Erstellung solcher Informationssysteme mittels einer neuen, häufig auch im Internet benutzten, Datenbeschreibungssprache).

Ein besonderer Fokus lag in Anbetracht von vier zusammengehörigen Themenkreisen im Bereich von „Leitbild und Management". Neben theoretischen Betrachtungen machten vor allem die Praxisbeiträge die Vielschichtigkeit der Organisationsentwicklung deutlich. Nicht bei allen Beispielen kann man den Prozess als gelungen bezeichnen, doch verdeutlichten für die Teilnehmer/innen am Kongress möglicherweise gerade diese Beispiele die Fallen am anschaulichsten, die in einem solchen Prozess lauern.

Auf Grund des Kongresses kann sicherlich kein einheitliches Bild der Entwicklung in Bibliotheken und Dokumentarzentren gezeichnet werden, zu unterschiedlich sind die Ausprägungen. Dennoch lässt sich sagen, dass sich bedingt durch die neuen Medien und den immer weiter fortschreitenden Prozess der Technisierung von Bibliotheken das Aufgabenspektrum und damit auch das Selbstverständnis in einer Wandlungsphase befindet. Der Trend geht weg von reiner Archivierung und Katalogisierung hin zu zielgruppenspezifischer Präsentation und Dienstleistung für Bürger und Unternehmen.

Auch wenn die Schnittstelle zur Erwachsenenbildung fehlte, setzt der gemeinsame Kongress von BDB und DGI ein Zeichen der Hoffnung, dass auch auf dem Gebiet des Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesens sich wandelnden Anforderungen durch den Austausch schneller und besser Rechnung getragen werden kann.

Achim Puhl