Martina Kenk die_logo1a.gif (1181 Byte) Mai 1999


"Vom Girlie zur Powerfrau"
Angebote für Frauen in VHS-Programmen Frühjahr 1999

Dokumentation der VHS-Programmanalyse

Inhalt
1.
Vorgehen
2.
Auswertung
3.
Beschreibung
4.
Auffälligkeiten
5.
Zusammenfassung
6.
Anhang: Tabellen
   
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1. Vorgehen

Die Vorgehensweise orientierte sich an der Auswertung der VHS-Programme vom Herbst 1997 von Bettina Pröger.

Die Programme von Frühjahr 1999 der Volkshochschulen der 16 Städte Berlin (Schöneberg), Bremen, Cottbus, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mainz, Rostock, Stuttgart und Wiesbaden wurden analysiert. Abweichend von der Analyse 1997 wurden die Programme von Gera, Halle, Kiel, Magdeburg und Mannheim nicht berücksichtigt, da sie dem DIE-Archiv zu dem Zeitpunkt noch nicht vorlagen.

Untersucht wurden die Programme nach dem Angebot an geschlechtsspezifischen Veranstaltungen. Dies sollte in Titel, AdressatInnen, Kategorie für Frauen und/oder Männer explizit ausgewiesen sein. Diese Veranstaltungen wurden tabellarisch erfaßt: VHS, Titel, Kursanzahl, Unterrichtsstunden und Kategorie. Die Titel wurden bei manchen Angeboten verallgemeinert. Problematisch war die Erfassung der Unterrichtsstunden, da diese nicht immer in Zahlen, sondern auch nur als Zeiten angegeben waren; dies differenzierte sich noch in Doppelstunden à 90 Minuten und 45 Minuten als Unterrichtseinheiten. Dies wurde von mir - wo diese Probleme erkennbar waren - umgerechnet auf 1 Stunde à 60 Minuten. Die Kategorien übernahm ich von der Untersuchung 1997: "Beruf/Geld", "Frauen", "Gesundheit/Tanz", "Kultur/Politik","Männer", "Technik". Abweichend von 1997 bildete ich drei neue Kategorien: "EDV", "Lokale Agenda 21", und "Homosexualität". Die vorherige Kategorie "Ausländerinnen" habe ich unterteilt in "Migrantinnen" und "Sprachen" - meist Deutsch-als-Fremdsprache-Kurse. Weiterhin ist zu sagen, dass die Zuordnung zu den jeweiligen Kategorien manchmal nicht eindeutig war, also wo die Grenzen z.B. zwischen "Kultur/Politik" und "Frauen" liegen. Dann orientierte ich mich an der jeweiligen inhaltlichen Einordnung in den Programmen.

Die Suche nach geschlechtsspezifischen Angeboten in den Programmen basierte auf Inhalts- und Stichwortverzeichnis und den oben genannten Kategorien. Ein "Problem" war, Veranstaltungen für Männer zu finden, da diese i.d.R. weder im Inhalts- noch im Stichwortverzeichnis genannt wurden. Das männerspezifische Angebot ist verschwindend klein.

2. Auswertung

Gegenüberstellung von Herbst 1997 - Frühjahr 1999 - Kurse und Unterrichtsstunden nach Kategorien:

Kategorie

1997

1997

Kategorie

1999

1999

Kurse

Ustd.

Kurse

Ustd.

Beruf/Geld

197

1653

Beruf/Geld

85

1682

EDV

74

690

igs

159

2372

Frauen

272

5092

Frauen

149

1812

Selbstverteidigung

52

332

Homosexualität

1

20

igs

202

2164

Gesundheit/Tanz

244

3667

Gesundheit/Tanz

91

634

Kultur/Politik

132

1787

Kultur/Politik

35

174

Lokale Agenda 21

11

49

igs

46

223

Männer

40

546

Männer

25

366

Migrantinnen

103

1798

Migrantinnen

24

1026

Sprachen

31

890

igs

55

1916

Technik

26

375

Technik

9

130

Insgesamt

1014

14918

587

7805,0

Bei dieser Tabelle ist zu beachten, dass 1997 20 VHS-Programme, 1999 nur 16 ausgewertet wurden.

3. Beschreibung

Im Vergleich der einzelnen Kategorien gibt es deutliche Unterschiede zwischen 1997 und 1999.

Insgesamt sind in der Auswertung von 1999 weniger Kurse/Stunden zu verzeichnen als 1997, was einerseits auf die 4 fehlenden Programme, andererseits auf die Auswertung nach Inhalts- und Stichwortverzeichnis zurückzuführen ist - manche Veranstaltung mag dabei übersehen bzw. nicht gefunden werden. Weiterhin sind manche Angebote nicht einberechnet, da die Stundenanzahl nicht angegeben wurde (bei Vollzeitmaßnahmen des Arbeitsamtes, Umschulungen, Jahres oder Halbjahreskurse, die einen erheblichen Stundenanteil ausnachen würden).

In der Kategorie Frauen beträgt die Differenz der Kurse 61, die der Unterrichtsstunden jedoch 2775,7 es sind also weniger als die Hälfte der Stunden 1997. In der Kategorie Gesundheit/Tanz sind es deutlich weniger als zuvor, ebenso bei Kultur/Politik, Männer und Technik. Auffällig ist in der Kategorie Migrantinnen, daß 1999 mit etwa der Hälfte der Kurse mehr Stunden angeboten werden als 1997.

4. Auffälligkeiten

Bei den EDV-Angeboten gibt es auf der untersten Schwelle, also den Einführungen, Angebote für Frauen, bei den spezifischeren fortgeschritteneren Kursen dagegen kaum. Eine Ursache könnte mangelnden Interesse von Frauenseite sein, sowohl quantitativ - nicht genug Frauen für einen spezifischen Kurs - als auch qualitativ - kein Interesse an einem "Frauen"-Kurs. Trotzdem bleibt die aufklaffende Schere zwischen Frauen und Männern: mit zunehmender Qualifikation sinkt der Frauenanteil - ähnlich dem Frauenanteil an Hochschulen, wo Stundentinnen im ersten Semester die Mehrheit sind, die C-4-Professorinnen aber eine absolute Minderheit (vgl. DIE-Zeitschrift "Frauen und Bildung" 1999, zu beziehen über http://www.die-frankfurt.de/zeitschrift/index.htm)

In der Kategorie Beruf/Geld stellte ich zwei Tendenzen in den Angeboten fest: die eine in Richtung berufsorientiertes Informieren und Qualifizieren, die andere als Defizit-Reparatur zur Stärkung der Frauen im Stil von "So trete ich als Frau überzeugend auf".

In der Kategorie Frauen ist der Anteil der Selbstverteidigungskurse 1999 etwas weniger als ein Viertel der Kursanzahl, der Stundenanteil ist deutlich geringer.

Die Kategorie Homosexualität bildete ich neu, um das Angebot diesbezüglich zu thematisieren. Bei der Durchsicht der Analyse von 1997 stellte ich fest, dass es in der Kategorie Frauen zwei Angebote zu Homosexualität gab, beide mit dem Titel "Wenn Frauen Frauen lieben", eines in Berlin, das andere in Hannover. 1999 gab es das Angebot in Hannover.

Es ist offensichtlich, dass Homosexualität kein Thema in VHS-Programmen ist, nicht einmal in schwul-lesbischen "Hochburgen" wie Köln und Berlin. Ich führe dies auf die Adressatinnenorientierung der VHSsen zurück. Homosexualität, besonders Lesbisch sein, ist immer noch ein grosses Tabu-Thema.

Bei der Auswertung des Angebots sind mir einzelne Veranstaltungen durch ihre Einzigartigkeit aufgefallen:

"Wenn Frauen Frauen lieben" in Hannover, das einzige Angebot zu Homosexualität bzw. Lesben,
"Lady's Toys - Besuch im Erotikladen für Frauen" in Köln,
"Beschneidungsritus bei Mädchen" in Leipzig - erfreulich kritisch-politisches Angebot
die Angebote zur Lokalen Agenda 21 :
        "Frauen, Umwelt und die lokale Agenda am Beispiel Konsum" Berlin-Schöneberg
        "Frauen, Umwelt und die lokale Agenda am Beispiel Klimaschutz" Berlin-Schöneberg
        "AG Zukunft für Frauen - Leipziger Agenda 21" Leipzig
        "Ein Quartier aus Frauensicht "Schwaben-Bräu Gelände Vaihingen"" Stuttgart

Das Angebot für Männer würde ich so charakterisieren, dass sich die Themen um Mann-Sein und Beziehungen/Partnerschaft drehen, die Ausnahmen bilden zwei Angebote in Leipzig:
    "Typisch Mann - ein Herrenstilseminar"
    "Erfolgreich in Beruf und Öffentlichkeit - der Imageguide für den Herrn"

5. Zusammenfassung

Die quantitativen Unterschiede der Untersuchungen von Herbst 1997 und Frühjahr 1999 lassen sich nicht nur auf die 4 fehlenden VHS-Programme zurückführen, sondern auch auf die Untersuchungsweisen. Marginale inhaltliche Bereiche sind nach wie vor Homosexualität, technische Angebote für Frauen und Männerbildung; dies läßt sich auf die Orientierung am Klientel zurückführen. Eine Öffnung in diese Richtung könnte den VHSsen nicht schaden.

6. Anhang: Tabellen

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Kenk, Martina: "Vom Girlie zur Powerfrau". Dokumentation der VHS-Programmanalyse Frühjahr 1999. Online im Internet - URL http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-1999/kenk99/vhs1999.htm
Dokument aus dem Internet-Service des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung e. V. - http://www.die-frankfurt.de/esprid