Rosemarie Klein die_logo1a.gif (1181 Byte) , Marita Kemper, November 1999


Transferprojekt QuA-Trans
"Erschließung und Verbreitung der Transferpotentiale beruflicher Weiterbildungsangebote"

Projekthintergrund

Über das NRW-Landesprogramm QUATRO und im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative ADAPT fördern die EU und das Land NRW innovative Projekte, die modellhafte Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in Klein- und Mittelbetrieben umsetzen mit dem Ziel der Beschäftigungsstabilisierung, der Kompetenzentwicklung der Beschäftigten und damit letztlich zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer/innen. Aus den ca. 300 geförderten Projekten Beispiele ‘guter Praxis’ zu ermitteln, die Wirkungen der Interventionen einzuschätzen und damit projektübergreifend relevante Ansätze guter Praxis zu sichern ist die Aufgabe verschiedener Transferprojekte. QuA-Trans ist eines dieser Transferprojekte, das sich quer zu Zielgruppen, Branchen und Inhalten mit der Ermittlung und Sicherung von Ansätzen ‘guter Praxis’ im Bereich beruflicher Weiterbildungskonzepte bewegt.

Leitfragen

"Wie können extern organisierte berufliche Weiterbildungsangebote erfolgreich und intelligent an betriebliche Umsetzungs- und Anwendungsbedingungen angekoppelt und somit praxiswirksam werden? Unter welchen Bedingungen können Weiterbildungsangebote dem Anspruch gerecht werden, zur Sicherung der individuellen ‘employability’ von Arbeitnehmern/-innen beizutragen? Welche Bedingungen müssen in der Organisation und Struktur bei den Bildungsanbietern gegeben sein bzw. geschaffen werden, damit der Brückenschlag von Theorie und Praxis gelingt?"

Ausgangssituation

Klein- und Mittelbetriebe sind in vielfältiger Hinsicht nicht immer in der Lage, notwendige Reorganisationsprozesse (Markt, Konkurrenz, Arbeitsorganisation, Qualität) ohne externe Unterstützung zu bewältigen. Dies betrifft insbesondere Aspekte der Qualifizierung der Belegschaften, denn entlang betrieblicher Restrukturierungsprozesse spielt die prozessbezogene Kompetenzentwicklung eine immer stärkere Rolle im Zusammenspiel mit Maßnahmen der Personal- und Organisationsentwicklung.

Fraglich ist es jedoch, wie Weiterbildung ausgestaltet werden muss, damit sie praxisnah auf die betrieblichen Anforderungen abstellt und zugleich die Qualifikations- und Beschäftigungsinteressen der Arbeitnehmer berücksichtigt. Erreicht werden kann dies, wenn externe Institutionen, die die Betriebe beraten, sich in ihrer Organisation wie auch in ihrem Angebot auf die Bedingungen der Betriebe einstellen.

Die Herausforderungen in diesem Feld sind vielfältig. Auf dem Weg zu einem modernen Qualifizierungs- und Beratungsdienstleister stehen viele Bildungs- und Beratungsanbieter noch am Anfang. Eine intelligente Verkoppelung von modernisierungs- und problemadäquater Qualifizierung und Beratung mit betrieblichen Nutzungs- und Anwendungsbedingungen einerseits und dem Erhalt inidvidueller Beschäftigungsfähigkeit andererseits erfordert den Abschied des vielerorts noch verbreiteten sturkurkonservativen Denkens. Es gilt dabei, sich aus der Tradition der ‘Angebotsorientierung’ von Weiterbildungseinrichtungen zu verabschieden ebenso wie die Teilnehmerorientierung als individuelles Bezugssystem von Weiterbildung (Zielgruppenbezug, Curricula, Didaktik/Methodik) um eine betrieblich-systemische Problemlöse-Orientierung zu erweitern. Die damit bereits einhergehenden Herausforderungen verstärken sich noch angesichts des Umstands, dass auf betrieblicher Ebene unterschiedliche professionelle und disziplinäre Bearbeitungssysteme, -muster und -logiken aufeinander treffen.

Aufgaben von QuA-Trans

Besonderes Nadelöhr in der Etablierung von Qualifizierungsmaßnahmen ist die systematische Bedarfsermittlung, die die Gesamtperspektive der betrieblichen Reorganisation im Kontext der dabei auftretenden Interessenlagen ins Blickfeld nimmt und zugleich auf die betriebsexternen prospektiven Faktoren (regional, sektoral, Branchen) Rücksicht nimmt und dabei die Bereitschaft und Innovationsfähigkeit der Betriebe nicht überfordert. Aufgabe des Projektes QuA-Trans ist es, im Dialog mit den an Reorganisationsprozessen beteiligten Akteuren Aspekte guter Praxis zu identifizieren und zu analysieren. Dies schließt auch die Analyse hemmender und verhindernder Faktoren ein. Dafür ist es erforderlich, Parameter und praxisbezogene Anhaltspunkte zu diagnostizieren und diese als Rahmen für das Heben von Schätzen zu formulieren. Dabei ist der Begriff gute Praxis nicht statisch als festes Prüfkriterium zu verstehen, sondern er rekurriert immer auf den dynamischen Prozess und seinen spezifischen Entstehungskontext.

QuA-Trans konzentriert sich dabei sowohl auf Projekte, die hauptsächlich curriculare Entwicklungsarbeit leisten als auch auf Kombinationsprojekte, bei denen Bildungsträger und Beratungseinrichtungen einen Unternehmensverbund mit Qualifikationsdienstleistungen bedienen. Gute Praxisbeispiele auf der Basis unterschiedlicher Bildungsträger-Strukturmodelle zu erfassen und zu dokumentieren ist ein Anspruch des Projekts. Es geht darüber hinaus darum, verschiedene Modelle der Weiterentwicklung und Modernisierung der beruflichen Bildungs- und Beratungsinfrastruktur auf ihre jeweiligen Leistungsstärken hin zu analysieren. Für das Beschreiten von Wegen zum modernen Qualifizierungs- und Beratungsdienstleister geht QuA-Trans von der Notwendigkeit einer Verschränkung ‘konzeptioneller und organisationaler Elemente’ aus, d.h. innovative Qualifizierungsinhalte betriebs- und anwendungsnah anzubieten (konzeptionelle Praxiskoppelung) und die organisationalen Voraussetzungen hierfür zu entwickeln (organisationale Praxiskoppelung) sind die beiden Elemente, die - intelligent miteinander verknüpft - gute Praxis in Form von Wirksamkeit vermuten lassen. Es ist zu erwarten, dass die Ergebnisse von QuA-Trans die Weiterentwicklung der Programmatik beeinflusst.

QuA-Trans-Ziele in Vernetzung mit der Arbeitsweise

In einer Querauswertung verschiedener QUATRO- und ADAPT-Projekte werden Ansätze guter Praxis herausgearbeitet und die konzeptionellen, organisatorischen, thematischen und sonstigen Rahmen- und Erfolgsbedingungen analysiert. QuA-Trans geht dabei von dem Selbstverständnis aus, die Kompetenzen der Kooperationsprojekte aktiv zu nutzen, sie als Forschungs-Subjekte in die Analyse und Verbreitung der Ergebnisse einzubinden. Konkret heißt dies, dass Projektergebnisse, die sich schon im Prozess als transferrelevant und modellhaft erweisen an die Beteiligten rückgekoppelt werden, sodass das Wissen der beteiligten betrieblichen und externen Akteure als permanenter Input in die weitere Prozessgestaltung eingeht. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zur Profilentwicklung "erfolgreicher Beratung und Weiterbildung", indem es transferfähige Strukturen auf konzeptioneller und organisatorischer Ebene darstellt, publiziert und durch Workshops mit nicht am Projekt beteiligten Gruppen zum Dialog bringt.

Methodisches Vorgehen

Das Forschungsprojekt QuA-Trans geht methodisch unterschiedliche Wege. Ergänzend zur Auswertung von Dokumenten und Projektberichten werden leitfragenorientierte Interviews mit Anbietern/-innen, Nutzern/-innen und Nachfragern/-innen beruflicher Weiterbildung durchgeführt und einzelne Schwerpunktthemen in Workshops mit den Beteiligten ergebnisorientiert bearbeitet.

Die erste Projektphase legt den Schwerpunkt auf das ‘Heben von Schätzen’ in der konzeptionellen und organisatorischen Praxiskoppelung. Auf der Grundlage von Interviews mit Projektbeteiligten, der Analyse von schriftlichen Dokumenten, Experteninterviews zu ‘best-practice’ und themenbezogenen Workshops werden Ansätze guter Praxis ermittelt und analysiert. Ein Ziel ist dabei die Überprüfung und Ausdifferenzierung eines bereits entwickelten groben Kriterienrasters guter Praxis und ein inhaltliche Füllung des Begriffs. Die zweite, in der Praxis sich mit der ersten überschneidenden, Phase verfolgt das ‘Bergen und Transferieren von Schätzen’. Dies geschieht zum einen durch Workshops und Fachveranstaltungen; zur ‘bleibenden’ Ergebnissicherung werden des weiteren Dokumentationen, Handreichungen und Checklisten für Betriebe und Bildungseinrichtungen erstellt und verbreitet.

Projektleitung, Förderung und Laufzeit

QuA-Trans ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg (Projektleitung Prof. Dr. Rolf Dobischat) und dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung und wird über eine Laufzeit von zwei Jahren (1999-2000) aus Mitteln der EU und des Landes NRW im Rahmen des NRW-Landesprogramms QUATRO gefördert.


Rosemarie Klein, Marita Kemper: Transferprojekt QuA-Trans "Erschließung und Verbreitung der Transferpotentiale beruflicher Weiterbildungsangebote". Online im Internet – URL: http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-1999/klein99_01.htm
Dokument aus dem Internet-Service des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung e. V. – http://www.die-frankfurt.de/esprid