Susanne Offenbartl die_logo1a.gif (1181 Byte) Dezember 1999


Globalisierung der Vermittlungsmedien?

Vortrag auf der Jahrestagung des Arbeitskreis universitäre Erwachsenenbildung (AUE), 23.- 24. September 1999

pfeil.gif (941 Byte) Entgrenzung durch das Internet und gesellschaftliche Entwicklungen
pfeil.gif (941 Byte) Internet-Service am DIE e.V. – Eine Lernoberfläche zur Weiterbildung der WeiterbildnerInnen im Internet
pfeil.gif (941 Byte) Globale Nutzung des Internet-Service
pfeil.gif (941 Byte) Traffic-Analysen: DIE-Homepage, AUE-Homepage, DIPF-Homepage
pfeil.gif (941 Byte) Globalisierung als virtuelle Regionalisierung
pfeil.gif (941 Byte) Quellen

Entgrenzung durch das Internet und gesellschaftliche Entwicklungen

Zwei gesellschaftliche Entwicklungen erfordern ein Vermittlungsmedium, das in hohem Maße unabhängig und flexibel ist:

Das Vermittlungsmedium Internet ermöglicht diese Beschleunigung des Wissens-Upgrade und die Individualisierung der Informations- und Kommunikationswünsche.

Jedes Angebot im Internet ist potenziell in seiner Entstehung und seiner Nutzung unabhängig von Zeit und Ort - es ist potenziell global verfügbar. Die Gesellschaftsmitglieder müssen nicht mehr mobil sein. Ihre Informations- und Kommunikationsbedürfnisse können frei Haus befriedigt werden.

Diese technischen Möglichkeiten des Internet erfahren jedoch eine Relativierung, wenn Angebote und Nutzung näher betrachtet werden.

Nicht die technische Möglichkeit und auch nicht der Anspruch der AnbieterInnen, sondern die Nutzung eines Internet-Angebotes entscheidet über den Grad der Globalisierung. Ein Internet-Angebot wäre erst dann global, wenn es auch global genutzt würde, nicht schon, wenn es global zugänglich ist.

Internet-Service am DIE e.V. – Eine Lernoberfläche zur Weiterbildung der WeiterbildnerInnen im Internet

Ein potenziell global verfügbares Angebot im Internet ist der Internet-Service am DIE e.V.

Der Internet-Service bietet unabhängig von Zeit und Ort der Nutzung ForscherInnen und PraktikerInnen der Erwachsenenbildung die Möglichkeit,

Der Internet-Service wendet sich an:

Diese Definition der Zielgruppen des Internet-Service folgt dem Kriterium der Tätigkeit von Personen. Sie geht von einem Verwertungszusammenhang aus, für den ein Angebot im Internet aufgebaut wird, ist jedoch unabhängig von Zeit und Ort der Verwertung.

Angebote des Internet-Service basieren in unterschiedlichem Maße auf der gestaltenden Mitwirkung der NutzerInnen. Auch hier handelt es sich um ausschließlich inhaltliche Kategorien. Ort und Zeit spielen keine Rolle, bzw. sind von den NutzerInnen frei zu wählen.

Internet-Service ESPRID

Bereitstellung der inhaltlichen und der Recherchestruktur

Anpassung Aktualisierung
Aufbereitung
Moderation
Steuerung
Aktualisierung
Steuerung
Aktualisierung ? Integration des
Feedbacks
Katalog Dokumente Diskussionsforen Kontaktbörsen Internetanbindung ? individuelle Kontakte
konstruktives Kritisieren Bereitstellen
Kommentieren
inhaltliches Gestalten inhaltliches Füllen Ergänzen
Kommentieren
? knüpfen

Konsum

Forschung/Praxis der Erwachsenenbildung

Globale Nutzung des Internet-Service

Gibt es Hinweise auf die globale Nutzung des Internet-Service? Die Auswertung des Traffic und die aktiven Kontaktaufnahmen mit dem Internet-Service durch seine NutzerInnen ergeben folgende Aspekte globaler Nutzung:

Die Sprache spielt bei der Nutzung des Internet-Service über die deutschsprachigen Grenzen hinaus eine große Rolle. Die Websites des potenziell global zugänglichen Internet-Service werden ausschließlich in deutscher Sprache angeboten. Wer also nicht deutsch kann, ist aus der Nutzung ausgeschlossen. 

Dennoch gibt es Zugriffe aus der ganzen Welt. Die Sprache ist bei diesen BesucherInnen offenbar kein Hindernis. Und es gibt punktuell großes Interesse an dem Angebot, denn das Downloaden der ganzen Homepage ist kein Ergebnis des unverbindlichen Surfens. Das Angebot der Internet-Service trifft also auf eine sehr kleine globale Nachfrage, nach Forschung und Praxis der Erwachsenenbildung in Deutschland. Denn auch inhaltlich beschränkt sich die Homepage wesentlich auf die Diskussion in Deutschland.

Neben der Sprache und der Interessenlage der NutzerInnen hängt die globale Erreichbarkeit auch noch von den Aktivitäten der AnbieterInnen ab. Der Internet-Service wurde bisher nicht in internationalen Suchmaschinen angemeldet. Daher können ihn nur diejenigen Interessierten finden, die sich deutschsprachiger Suchmaschinen bedienen. Auch dies spricht für eine gezielt Nutzung des Internet-Service durch wenige außerhalb des deutschen Sprachraumes.

Von einem globalen Angebot des Internet-Service zu sprechen wäre daher vermessen. Die Nachfrage ist sehr partikular, wenn auch nicht an Ort und Zeit gebunden.

Traffic-Analyse: DIE-Homepage

Zur Verdeutlichung: ein Ausschnitt aus der Traffic-Analyse des gesamten DIE e.V. (der Internet-Service ist eine echte Teilmenge der DIE-Homepage). Der Analyse-Zeitraum geht von Anfang Januar 1999 bis November 1999. Die Analyse ist so weit wie möglich um technisch bedingte Verzerrungen bereinigt. Sie wurde mit dem Programm WebSuccess durchgeführt.

Traffic-Analyse: AUE-Homepage

Zum Vergleich: ein Ausschnitt aus der Traffic-Analyse des AUE. Der Analyse-Zeitraum geht von Anfang Mai 1998 bis September 1999. Die Analyse ist so weit wie möglich um technisch bedingte Verzerrungen bereinigt. Sie wurde mit dem Programm WebSuccess durchgeführt.

Traffic-Analyse: DIPF-Homepage

Im Vergleich zu diesen am deutschsprachigen Kulturkreis orientierten Angeboten ist der Traffic einer international orientierten Institution interessant. Melanie Hartlaub  hat mir freundlicherweise Traffic-Zahlen des Deutschen Instituts für Internationale pädagogische Forschung (DIPF) zur Verfügung gestellt.

Die DIPF-Homepage ist dreisprachig (deutsch, englisch, französisch) und bietet eine umfangreiche internationale Verweisstruktur zu interessanten Homepages im Bereich der pädagogischen Forschung vor allem in Europa. Punktuelle aber nicht systematisch wurde die Homepage des DIPF auch in internationalen Suchmaschinen angemeldet.

Der Traffic wurde mit dem Programm Webtrend analysiert. Ich habe die Auswertung der Anwendersitzungen von Januar bis August 1999 in folgender Tabelle zusammengefasst. Die Tabelle beschränkt sich auf die zehn Länder mit dem stärksten Traffic zum DIPF im Beobachtungszeitraum.

Nr.

Land

Anwendersitzungen

Anwendersitzungen/
Monat

1

Deutschland

23.509

2.939

2

Vereinigte Staaten

16.526

2.066

3

Österreich

1.248

156

4

Schweiz

700

88

5

Frankreich

269

34

6

Großbritannien

266

33

7

Niederlande

202

25

8

Italien

170

21

9

Dänemark

93

12

10

Japan

96

12

Der gesamte nichtdeutsche Traffic ist nahezu so groß wie der von deutschen Domains (.de). Das bedeutet immer noch ein großes Übergewicht des deutschen Traffic (Deutschland stellt lediglich ca. 5% der weltweiten Internet-NutzerInnen). Aber auch im Vergleich zu Internet-Service, DIE e.V. und AUE eine viel stärker ausgeprägte globale Nachfrage der Websites des DIPF. Nach ca. 15 Ländern, aus denen auf die DIPF-Homepage zugegriffen wird, bleibt es allerdings auch hier bei vereinzelten Zugriffen, vergleichbar mit dem Traffic der obengenannten Beispiele.

Nach den drei genannten Kriterien ist das Angebot des DIPF in viel stärkerem Maße als global zu bezeichnen.

Globalisierung als virtuelle Regionalisierung

Die Beispiele zeigen, dass durch das Internet keineswegs alles allen zugänglich ist. Der Zugang und die Nutzung ist an Bedingungen geknüpft. Entlang dieser Bedingungen bilden sich virtuelle Regionen, in denen sich die treffen, die die Bedingungen erfüllen. Auf drei dieser Bedingung bin ich hier näher eingegangen:

Drei weitere Bedingungen für Websites, die über Zeit und Ort der AnbieterInnen hinaus genutzt werden können,  seien hier lediglich genannt. 

Vor allem die letztgenannte Bedingung eines ausreichend großen gemeinsamen lebensweltlichen Hintergrundes bedürfte noch einer näheren Betrachtung. 

Die Grenzen der Kommunikation, die wir aus der face-to-face-Kommunikation kennen,  bleiben weiter bestehen. Sie sind lediglich nicht mehr über nationale Grenzen fassbar sondern inhaltlich zu definieren.

Die technische Globalisierung der Vermittlungsmedien führt zu virtuellen Regionen, die sich als Schnittmengen geteilter Voraussetzungen bilden und noch weitgehend mit den nationalen Grenzen der Kommunikationskulturen der einzelnen Sprachen übereinstimmen. In den virtuellen Regionen treffen sich die, die die Angebote auch verstehen und verwerten können und wollen, und denen die Informationen durch internationales Engagement der AnbieterInnen auch aktiv nahegelegt wird. Die anderen verlassen die virtuellen Regionen wieder oder finden sie gar nicht.

Literatur zum Weiterlesen


Susanne Offenbartl: Globalisierung der Vermittlungsmedien? Online im Internet – URL: http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-1999/offenbartl99_11.htm
Dokument aus dem Internet-Service des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung e. V. – http://www.die-frankfurt.de/esprid