Rosemarie Klein die_logo1a.gif (1181 Byte) , Sibylle Peters, Sandra Dengler, März 2000


Selbstgesteuertes Lernen in der Umsetzung
Ergebnisse einer exemplarischen Projektbefragung

Vorbemerkung

Bei diesem Text handelt es sich um die inhaltlich erweiterte Fassung der Studie "Unterstützung selbstgesteuerten Lernens in der Weiterbildung durch neue Medien", die das Büro für berufliche Bildungsplanung (Rosemarie Klein & Partner) im Auftrag des Landesinstituts für Schule und Weiterbildung, Soest, durchgeführt hat. Die Umsetzung der mit der Studie einhergehenden Arbeiten oblag dem Institut für Berufs- und Betriebspädagogik an der Otto von Guericke-Universität zu Magdeburg (Prof. Dr. Sibylle Peters/Sandra Dengler).

1. Fragestellung

Die folgenden 4 Fragekomplexe wurden verschiedenen Bildungsinstitutionen gestellt. Dabei handelte es sich sowohl um Vertreter aus dem Bereich der Volkshochschulen als auch um Vertreter privater Bildungsträger und Weiterbildungsbereiche von großen Unternehmen.
Die Kernaussagen zu den in Form einer Matrix aufgeschlüsselten Befragungsergebnisse sollen im folgenden zusammengefaßt und komprimiert dargestellt werden.

Leitfragen an die Projekte

1. Was wird in Ihrem Projekt unter selbstgesteuertem/selbstorganisiertem/selbstbestimmtem Lernen verstanden? Mit welchem Begriff operieren Sie und warum? (Mit dieser Frage baten wir um einen Beitrag zur begrifflichen Klärung.)

2. Welche Erfahrungen mit der Umsetzung selbstgesteuerten, selbstorganisierten, selbstbestimmten Lernens liegen in Ihrem Projekt vor? Im Speziellen: Wo liegen die konzeptionell bedingten Erfolge (Ebene Lernende, Lehrende, Organisation, Rahmenbedingungen?)
Wo sind Sie auf Umsetzungs-Hindernisse gestoßen (bei Lernenden, Lehrenden
Organisation, Rahmenbedingungen...)?
Welche Potentiale, welche Chancen liegen auf der Grundlage Ihrer Erfahrungen im
selbstgesteuerten Lernen (für Lernende, Lehrende, Organisation...) (Mit dieser Frage baten wir um einen Beitrag zur Makro- und Mikrodidaktik selbstgesteuerten Lernens.)

3. Welche institutionellen und qualifikatorischen Anforderungen birgt die Umsetzung selbstgesteuerten Lernens? Welche Auswirkungen hat Ihr auf "Selbstlernen" orientiertes Projekt auf institutionelle Entwicklungsprozesse Ihrer Weiterbildungseinrichtung? Welche Effekte erhoffen Sie sich oder vermuten Sie? (Mit dieser Frage baten wir um einen Beitrag zu institutionellen Erfordernissen für die Umsetzung selbstgesteuerten Lernens.)

4. Wie sollten sich Ihres Erachtens die Weiterbildungseinrichtungen im Feld des selbstgesteuerten Lernens positionieren) (Mit dieser Frage baten wir, sich in der bildungspolitischen Diskussion um das lebenslange, selbstgesteuerte Lernen zu verorten.)

2. Erklärung

Es wird an dieser Stelle keine Einschätzung zum Begriff der verschiedenen Konzepte selbstorganisierten/ selbstgesteuerten/ selbstbestimmten Lernens gegeben, das erfolgt an späterer Stelle. Hier sei soviel vermerkt, daß Lernen nicht zuletzt aufgrund des Rückzugs des Staates aus dem Bildungssektor ein Lernen im Interesse des Einzelnen, durch diesen selbst initiiert, favorisiert und bildungspolitisch angeschoben wird. Die Eigeninitiative, motiviert und befähigt zu werden, lebenslang selbst zu lernen, ist bildungspolitisches Ziel und "Selbststeuerung" bezeichnet so etwas wie die Fähigkeit und Voraussetzung eines jeden Individuums, über ein mittleres Maß des Selbstlernens zu verfügen, für daß ein bildungspolitisches Grundgerüst zu schaffen sei.

3. Auswertung

Dieser Auswertung lag ein Matrixbogen zugrunde, in dem die von dem Auftraggeber jeweils gestellten Fragen einzeln aufgeschlüsselt worden sind, um zu jeder Frage die gewünschten Variablen durch die Projekte authentisch zu erfassen. Es ist uns als Auswertende nicht bekannt, wie die Zielsetzung des Projektes im einzelnen lautet, wie der genaue Rahmen vorgegeben ist, noch welche Intentionen das Projekt für den jeweiligen Träger verfolgt. Wir können nur von den Leitfragen ausgehend die Antworten auswerten. Es scheinen äußerst unterschiedliche Projekte in die Auswahl eines Vergleichs genommen worden zu sein, die unterschiedlich hinsichtlich der Zielsetzung, der Zielgruppen, der Rahmenbedingungen etc. sind. Die Auswertung wurde jeweils auf den verschiedenen Ebenen Lernende, Lehrende, Organisation und Rahmenbedingungen, bzw. institutionell, Teilnehmer und Lehrende vorgenommen.

Frage 1: Verwendung der Begriffe "selbstgesteuert", "selbstorganisiert" und "selbstbestimmt"

Die Fremdsteuerung der Inhalte als Gesamterfordernis und das Qualifikationsziel bleiben auch unter der Maßgabe, die Selbststeuerung zu fördern, unangetastet, denn die Nutzung bestimmter Software muß gesichert werden. Dazu gehört auch die Festlegung eines vorgegebenen Qualifizierungsziels einschließlich der Festlegung inhaltlicher Korridore, die curricular landeseinheitlich vorgegeben sind. Gleichwohl: die Flexibilisierung liegt in der zeitlichen, räumlichen, inhaltlichen und sozialen Intensität des Lernens durch Vorgaben des Lernenden. Selbststeuerung meint die Verlagerung der Verantwortung auf das Individuum. Es geht um eine neue Fixierung von Flexibilitätserwägungen, die der Selbststeuerung des Lernenden unterliegen: Probleme und Fragestellungen und ranking für eine Bearbeitung vorrangig inhaltlicher Fragen gehen von ihm aus. Zudem geht es um Transparenz, Auswahl von Informationen, die in individueller Entscheidung selektiert werden können. Es geht nicht um Lernziele, sondern um Lernpfade und darum, wie diese selbständig erschlossen werden. Teilweise wird der Begriff "selbstverantwortet" synonym für selbstgesteuert verwendet und bedeutet, der Lerner entscheidet selbst, welchen Lernweg er gehen möchte und wie er selbst mit Lernen umgeht, d.h. die Verantwortung liegt im wesentlichen immer beim Teilnehmer/Lerner. Andere verwenden lediglich den Begriff des "Selbstlernens" und definieren diesen hier als Lernen in Eigenverantwortung. "Selbstlernen" schließt Selbststeuerung, Selbstorganisation und Selbstbestimmung mit ein. Als gängiger erziehungswissenschaftlicher Terminus wurde der Begriff "selbstgesteuert" ebenfalls bezeichnet. Der Lerner hat hierbei die Kontrolle über weite Bereiche des Lernens (Planung, Organisation, Durchführung, Bewertung).

Hier werden die Flexibilitätserfordernisse des Lernenden näher bestimmt hinsichtlich der räumlichen Bedingungen, die die infrastrukturelle Umgebung und ihre Voraussetzungen betreffen: Wechsel und Verlauf von Präsenz- und Selbstlernphasen als formelles, organisiertes Lernen, und Lernen außerhalb des formellen Unterrichtskontextes, z.B. am Lernplatz zu Hause. Gegebenenfalls betrifft es auch den Wechsel der Zusammenarbeit in Gruppen und Phasen des Alleinlernens. Raum und Zeit werden gänzlich in die Autonomie des Lernenden verlagert, auch hinsichtlich der zeitlichen Ablegung von Zertifikaten. Die Teilnehmer/Lerner organisieren sich Lerngegenstände und –materialien selbst, d.h. der Bereich der Organisation des Lernens und der erforderlichen Materialien liegt im Verantwortungsbereich des Lerners.

Hier wird die soziale Flexibilisierung in besonderer Weise hervorgehoben, die sich aus den Fähigkeitsoptionen des Individuums ergibt, d.h. Lernvoraussetzungen, Lernfortschritte etc., indem die vorgegebenen Qualifizierungsziele sowie Qualifizierungsschritte nunmehr sozial variabel aufzugreifen sind und daraus eine individuelle Reihenfolge der Lernabfolge räumlich und zeitlich ermöglicht wird und eigenverantwortlich zu Hause gelernt werden kann.

Frage 2: Erfahrungen mit der Umsetzung selbstgesteuerten, selbstorganisierten, selbstbestimmten Lernens

1. Erfolgserfahrungen

Die Zielgruppe ist äußerst heterogen, hohe Abschlußbeteiligung bei Freiberuflern, Firmenangehörigen, in Bildung Stehenden. Die Lernenden wollen online über weitere Entwicklungen und Optionen im online-Lernen informiert werden, da diese Art ihren Lernwünschen entspricht. Es wurden positive Erfahrungen gemacht, diese Lernart entspricht den Anforderungen der Arbeits- und Lernwelt der Adressaten, sie erfahren Transparenz und Feedback über diese selbstgesteuerten Lernoptionen, wodurch die Motivation zum Lernen erhöht wird. Zudem habe sich die Entwicklung von Leitfäden als Orientierung bewährt. Es besteht ein hohes Verantwortungsgefühl seitens der Teilnehmer hinsichtlich Umsetzung ihrer Lernziele. Auch sind die Lernenden höher motiviert, da verschiedene Lernwege zur Auswahl stehen. Im Kontext der betrieblichen Weiterbildung wurden positive Erfahrungen gemacht, dass Selbstlernen als guter Anreiz für Mitarbeiter fungieren kann und zudem lebenslanges, berufsbegleitendes Lernen mit geringen Abwesenheiten für den größten Teil von Belegschaften von Unternehmen ermöglicht.

Die Projektträger geben an, ihre Lehrenden zunächst selbst dafür qualifizieren zu müssen, und daß dies auf hohe Bereitschaft im eigenen Hause getroffen sei und hohes Engagement zu verzeichnen sei und Hilfen im Haus genutzt werden. Teilweise sind die Lehrenden zu Beratern ausgebildet worden. Zukunftsorientierte Trainer im Bereich der betrieblichen Weiterbildung unterstützen Konzepte des selbstgesteuerten Lernens mit neuen Medien. Es werden teilweise bereits von den Trainern eigene Konzepte hinsichtlich der Verbindung Selbstlernen und Präsenzphasen erarbeitet.

Die Erfolgserfahrungen hier konzentrieren sich auf Aspekte, daß die Qualifizierungsinhalte infolge zeitlicher, räumlicher und inhaltlicher Flexibilisierung überarbeitet wurden, um eine bessere institutionelle Handhabung zu erzielen. Außerdem entstanden Ideen wie z.B. Internet-Cafe. Repräsentation im Internet und andere Impulse konnten umgesetzt werden. Im betrieblichen Weiterbildungsbereich wird das Projekt des selbstgesteuerten Lernens mit neuen Medien zur Entwicklung bzw. Verbesserung der Unternehmenskultur/Bildungskultur in Richtung "Lernendes Unternehmen" gesehen. Außerdem werden Konzepte selbstgesteuerten Lernens mit neuen Medien vom Management mitgetragen. Als ein weiterer positiver Aspekt seitens der betrieblichen Weiterbildungsinstitutionen wurde genannt, daß ein großer Teil an Reisekosten für Seminare außerhalb des Unternehmens entfallen.

Rahmenbedingungen allgemein, die zu Erfolgserfahrungen beigetragen haben: die Flexibilität erstreckt sich auf eine klarere Strukturierung der Nutzung von Telelernsystemen, Lernorganisation über eine datenbankgestützte Lernoberfläche. Allgemein verbesserte Internetnutzung und Ausgestaltung des Internet Service, Flexibilisierung von Öffnungszeiten, bessere Rechnerauslastung und e-mail-Anschluß aller Mitglieder sind die positiven Ergebnisse. Das Verhältnis von Ausbildungskosten und Ausbildungsqualität durch Verkürzung der Ausbildungszeit und effektiveren Einsatz von Lehrpersonal konnte verbessert werden. Betriebliche Weiterbildungsinstitutionen sehen als positiven Effekt hinsichtlich Rahmenbedingungen vor allem Kostenersparnisse im Seminarbereich, da die meisten Kurse mit neuen Medien kostenfrei angeboten werden können und mehr Lernern zugänglich sind, die vorher aufgrund ungünstiger Zeit selten zu Seminaren delegiert werden konnten.

2. Umsetzungshindernisse

Die Lernenden haben teilweise zu disparate Vorkenntnisse, fehlende Selbsteinschätzungen, kaum Erfahrungen mit Selbststeuerung und starken Wunsch nach Anleitung. Rückmeldungen, Abweichungen von Vorlagen verunsichern die Teilnehmer, Medienkompetenz ist kaum vorhanden und es bestehen teilweise Berührungsängste gegenüber dem Selbstlernen. Deshalb bestehe die Neigung zum Zusammenkürzen der Selbstlernphasen aufgrund von Belastungen im sozialen sowie persönlichen Bereich.

Flexibilitätswahrnehmung der Lernenden schränkt die Lehrenden ein: es besteht schwierige Koordination mit anderen Aktivitäten, Loslassen hinsichtlich alter Lehrrollen und Bewältigung der neuen Anforderungen. Kommunikationswege sind nicht immer transparent und Lehrende wissen oft nicht, wie und wann didaktisch und methodisch ein Eingriff erforderlich wäre. Gleichermaßen ist der Weg zur Nutzung des Internets nicht zuletzt wegen fehlender finanzieller Anreize kaum lukrativ, es besteht teilweise Unsicherheit im Umgang mit den Medien aufgrund fehlender Medienkompetenz. Es besteht noch teilweise Qualifikationsbedarf hinsichtlich Umgang mit neuen Medien. Außerdem zeigt sich eine kulturelle Grenze: das sinnvolle Zusammenspiel verschiedener Lernformen muß bekannt und geübt sein. Es sind teilweise Ängste bei Lehrenden vorhanden, ihre Tätigkeit könnte "wegrationalisiert" werden, bzw. durch Selbstlernphasen könnte weniger verdient werden. Desweiteren gibt es Vorurteile, Selbstlernprogramme könnten nicht so individuell auf den Lernenden eingehen, wie der Trainer.

Es potenzieren sich innerhalb der Organisationen Probleme der Koordination, Zeitpläne können nicht zuletzt wegen fehlender Transparenz nicht eingehalten werden, dadurch werden Verwaltungsprobleme zunächst größer. Voraussetzungen für Internet Service sind kaum geschaffen, die Projektorganisation gestaltet sich sehr komplex, der Veröffentlichungsweg verläuft noch linear auf papierbasierten Verfahren. Außerdem setzen Selbstlernzentren hohe Anfangskosten voraus. Innerhalb der Organisationen ist ein hoher Aufklärungsbedarf gegeben Bildungszertifikate sind zum Teil mit Selbststeuerung nicht kompatibel. Innerhalb der betrieblichen Weiterbildung kann es bei kostenpflichtigen Maßnahmen zum Spannungsfeld: Mitarbeiter-Vorgesetzter-Trainer kommen, da es für Vorgesetzte neu ist, daß Mitarbeiter bereits konkrete Qualifizierungswünsche äußern. Ein weiteres Problem ist die Bekanntgabe von Informationen durch das Intranet, die vorher nicht so offen gehandhabt wurden, d.h. Qualifizierungsmaßnahmen sind teilweise zu transparent. (Diese Tatsache betrifft aber nur die Unternehmen.)Teilweise besteht mangelnde organisatorische Einbindung von Weiterbildungs- und Arbeitsprozessen in den Unternehmen.

Es bestehen widersprüchliche und ungleichzeitige Entwicklungen/Gegebenheiten und Abstimmungsnotwendigkeiten zwischen verschiedenen Produkten, Kommunikationswegen (Soft- u. Hardwarekonstellationen; Provider-Güte, etc.), so daß neue Service-Bedingungen geschaffen werden müssen. Datenbänke können teilweise von Lernenden nicht abgerufen werden, bzw. Computerprogramme sind nicht didaktisch aufbereitet. Software-Bibliotheken u.ä. sind nicht vorhanden, aber notwendig.

3. Welche Potentiale/Chancen bietet Selbstorganisiertes Lernen?

Bezüglich abschlußbezogener und kompetenzfördernder Maßnahmen wird über einen unterschiedlichen Nutzungsgrad nachgedacht, bessere Passgenauigkeit durch Internet an Arbeits- und Lebenswelterfordernisse zu erzielen. Der flexible Umgang mit Selbstlernen schafft aus sich heraus Lernanreize hinsichtlich sozialer, inhaltlicher, räumlicher und zeitlicher Effektivitätsaspekte und öffnet der Zielgruppe Möglichkeiten, andere als fachliche Kompetenzen en passant zu lernen. Bildungszertifikate können auf effiziente Weise erworben werden. Innerhalb der betrieblichern Weiterbildungsinstitutionen bestehen mehr Teilnahmemöglichkeiten für Mitarbeiter an der Weiterbildung insgesamt, Initiierung und Förderung von Selbstlernkompetenz. Ein Potential liegt auch darin, aus dem aktiven Lerner selbst einen Fachexperten zu machen, durch selbstgesteuerte, computerunterstützte Lernumgebungen in Unternehmen.

Coach zu sein ist zwar aufwendiger und die Rolle des Moderatoren verstärkt gefragt, gleichermaßen können neue Adressatengruppen schneller erschlossen werden, größere Programmvielfalt mit unterschiedlichem Niveau kann realisiert werden: Umsteiger, Einsteiger, etc. können sich schneller verorten und das wirkt sich auf die Erreichung der Ziele aus individueller Perspektive sofort positiv aus. Lehrende finden mit Hilfe von Steuerungsinstrumenten schneller Dokumentationshilfen und können offensichtlich Transfer nutzen. Das Suchen der neuen Rolle wird positiv und als Chance gesehen. Es besteht die Chance, daß Unterricht spannender werden kann und mehr Freiräume hinsichtlich Gestaltung und Zeit geschaffen werden.

Das Gruppenlernen am PC entfaltet eine Dynamik, die Organisation reagiert schneller auf Lernbedürfnisse und auf Bedürfnisse der Wirtschaft. Es besteht mehr Transparenz über die Schnittstelle von Lernzielen und Fähigkeiten bei Lernenden und Förderung der Flexibilität der Weiterbildung bisher schwierigerer Zielgruppen. Solche Ideen wie z.B. Internet-Cafe schaffen Verbindung zu Nutzern außerhalb der Institution. Es können Wettbewerbsvorteile geschaffen werden und es bestehen Entwicklungsmöglichkeiten in Richtung "Lernendes Unternehmen" (geäußert von befragten Unternehmen). Lebenslanges, berufsbegleitendes Lernen ist bei geringen Abwesenheiten möglich und die "Lernerschaar" im Unternehmen kann vergrößert werden.

Die Nutzung des Internet fördert Fernlernformen, erweitert das know-how und die Ermöglichung von Bildungszertifikaten . "Selbstlernen" ist sinnvolle Ergänzung/Substitution von Seminaren und ermöglicht Zeitverkürzungen bei Qualifizierungsmaßnahmen in Unternehmen. Das Internet wird in Zukunft ein prägendes Medium, das heißt z.B. für die Volkshochschulen (VHS), entsprechende Angebote verstärkt möglich zu machen.

4. Verhältnis von Makro- und Mikrodidaktik

Lernprozesse finden im Wechsel von Präsenz- und Selbstlernphasen statt, das Selbstlernen wird in Eigenverantwortung initiiert. Die Bildungsmaßnahmen bestehen meist aus einem Drittel Präsenz- u. zwei Dritteln Selbstlernphasen mit tutorieller Begleitung (Volkshochschulen). Eine volle Verantwortungsübertragung auf das Individuum sei fahrlässig, nur der Verbund beider Lernformen (SGL und Unterricht) sei vernünftig und erfolgreich, wurde von Seiten der VHS, aber auch von Unternehmen geäußert. Reines Selbstlernen macht keinen Sinn, deshalb immer Ergänzung und Begleitung durch tutorielle Kompetenzen. Lernen ist ein konstruktiver, situierter, sozialer und v.a. selbstgesteuerter Prozeß.

Für beide Lernphasen (Präsenz- und Selbstlernphase) ist die Begleiterrolle auszubauen, Lehrende erfahren Verlust von didaktisch-methodisch gewachsenen Konzepten, besondere Anforderungen ergeben sich nur für Zielgruppen mit wenig Erfahrungen, siehe Langzeitarbeitlose im Projekt der Stiftung in Hamburg. Teletutoren-Teams gehen auf individuelle Bedürfnisse ein und ermöglichen somit die Berücksichtigung der Kriterien konstruktivistischen Lernens.

Das Verhältnis von Präsenzphasen zur Vorbereitung von Selbstlernphasen wird ein neuer Bereich und das Verhältnis beider muß effizient gestaltet werden, ist aber auch ein philosophisches Problem: Technikgläubigkeit und Selbststeuerung. Bei zusätzlicher Beratung und weniger Wissensvermittlung bedeutet bedarfs- und teilnehmerorientierte Ausrichtung von Lerneinheiten einen Gewinn. Es kann sich eine unternehmensinterne, übergreifende Bildungskultur entwickeln (in Unternehmen).

Es bestehen räumliche Regelungen: Selbstlernen zu Hause, Präsenzphasen in der Institution. Die Verantwortungsdiffusion und die Formalisierung von Bildungsprozessen sei kritisch zu bewerten, jedoch haben Lerneinheiten auch über die Organisation hinaus Transfercharakter, so weitere Befragungsergebnisse.

Frage 3:

A) Institutionelle und qualifikatorische Anforderungen zur Umsetzung selbstgesteuerten Lernens.

B) Auswirkungen und Effekte der Umsetzung selbstorganisierten Lernens auf die Entwicklung der Organisation

Es sind Betreuungszentren für Selbstlerner erforderlich neben veränderten technischen Voraussetzungen. Arbeitsabläufe müssen mit dem Internet abgestimmt werden. Das Eingehen auf individuelle flexibilisierte Teilnehmer bindet diese an Institution. Es sollte mehr Zeit vorhanden sein, für die Entwicklung entsprechender Konzepte und mehr Personalkapazitäten zur besseren Auswertung von Informationen. Der Zugang zu einem vernetzten PC für jeden Mitarbeiter und die Zustimmung zur Kostenübernahme bei kostenpflichtigen Massnahmen durch den Vorgesetzten sind erforderlich in Unternehmen. Die Programme sollten so gut sein, daß keine besonderen Kenntnisse beim Lerner erforderlich sind. Die Selbstlernmaterialien sollten ein hohes Qualitätsniveau aufweisen und Lernräume in der Nähe des Arbeitsplatzes (in Unternehmen) eingerichtet sein.

Gruppen, die PC- Kenntnisse haben, brauchen nicht mehr viel Begleitung, andere können diese Konzepte nicht nutzen, müssen erst zu den Grundvoraussetzungen zur Selbstorganisation und Beherrschung wissenschaftlicher Arbeitstechniken befähigt werden. Eine weitere Anforderung ist die Erhöhung der Wahrnehmung und Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit anderen Lernenden und Lehrangeboten. Spezielle Voraussetzungen seien nicht notwendig, da immer Betreuer vor Ort sind, jedoch Grundfertigkeiten im Umgang mit dem PC. Ein hohes Maß an intrinsischer Motivation einschließlich Aufgeschlossenheit und Neugier sollten beim Lerner vorhanden sein.

Die Rollendifferenzierung der Lehrenden als Moderatoren oder als Tele-Lernbegleiter erfordern erweiterte Aufnahme und Nutzung von Kommunikation, eine Einführung ins Netz ist erforderlich. Die Betreuungsmöglichkeiten schärfen die Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit der Differenz zwischen fachlichen Erfahrungen und technischen Erfahrungen (gemeint ist offensichtlich: Ungleichzeitigkeiten, fehlende Verkoppelung von Regeln, etc.) Lehrende müssen sich auf Weiterbildungserfordernisse einstellen und dabei insbesondere die Diagnosekompetenz für Überblick und Transfer schärfen. Lehrende müssen durch Fortbildung und Übung qualifiziert werden. Qualifikationsprofile dazu werden von Unternehmen bereits selbst entworfen und intern umgesetzt. Neben fachlichem (mechanischem und elektrotechnischem) Wissen sollte ein hohes Maß an inhaltlichem und didaktischem Vermögen bei den Erstellern/Betreuern von Selbstlernprogrammen vorhanden sein.

Die stärkere Präsenz des Themas "Internetnutzung" trägt zur Organisationsentwicklung bei und sensibilisiert interne und externe Kommunikation. Selbstgesteuertes Lernen erlaubt, verfügbares Wissen optimal organisiert zu vermitteln, das Internet trägt als Distributions- und Kommunikationsweg zur Erreichung aller Zielgruppen bei, auf der Basis wesentlich differenzierterer Daten, die die Lernoptionen der Zielgruppen erhöhen. Die Organisationsform soll stärker für Bürgerarbeit genutzt werden (zur Gewinnung neuer Teilnehmer für die VHS). Eine effiziente wissenschaftliche Weiterbildung für Akademiker wird ebenfalls als Ziel angegeben. Eine Erhöhung der Angebote hinsichtlich der Nutzung des Internet als Lernmedium ist ein weiteres Ziel. Die Kompensation des Verlustes "sozialer events" bei klassischen Seminaren soll durch die Entwicklung virtueller Seminarkonzepte erfolgen (in Unternehmen). CBT’s sollen selbst innerhalb der Firma abgeboten werden, in der Form, daß sie auf spezifische Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind und Selbstlernzentren sollen fest in das Weiterbildungskonzept des Unternehmens integriert werden. Es besteht das Ziel der Sicherung und Steigerung des Qualitätsniveaus der Weiterbildung, bzw. des Bildungsstandes innerhalb des Unternehmens.

Teilnehmer holen sich über das Internet Informationsmöglichkeiten. Selbstlernzentren werden als Hilfe zum eigenverantwortlichen Lernen bei allen Mitarbeitern im Unternehmen gesehen. Jeder Mitarbeiter soll erkennen, dass er selbst für sich etwas tun sollte und dies auch in Form der Kontaktsuche zu anderen Mitarbeitern (Lernern) und Trainern (Experten) realisieren.

Die Teilnehmer sind "zu Hause" erreichbar, die Interaktionsmöglichkeiten mit der "ausgewählten" Institution sind sofort gegeben, Freistellungszeiten für Lernen werden in Unternehmen reduziert, der Qualifikationsstand bleibt transparent und kann "gespeichert" werden, Flexibilitätserhöhung der Persönlichkeit im en passant-Verfahren sind möglich und sollen weiter ausgebaut werden, z.B. wächst die Antizipation neuer Lern- und Arbeitsformen. Der Erwerb von anerkannten Bildungspatenten soll auch mittels selbstgesteuerten Lernens ermöglicht werden. Es sollen mehrere Lernwege für alle Teilnehmer eröffnet werden. Neben der allgemeinen Entwicklung von Selbstlernkompetenz bei den Mitarbeitern im Unternehmen sollen Möglichkeiten der Nutzung von Bildungsmaßnahmen auch für die Mitarbeiter geschaffen werden, die aus Kostengründen nicht an Seminaren teilnehmen können. Trainings sollen als Kombination von CBT’s und Seminaren (z.B. Führen und Verhalten) im Unternehmen angeboten werden.

Die Kommunikation zwischen Lehrenden und Teilnehmern wird enger durch Präsentation von Produkten (Dokumenten), die die jeweiligen Zielgruppen erreichen.

Die Erhöhung von Moderationsanteilen und Coaching-Anteilen gegenüber reiner Wissensvermittlung wird angestrebt. Die Kommunikation mit dem Klientel soll verstärkt werden. Es sollen Kompetenzschulungen stattfinden, die es Lehrenden zukünftig ermöglicht, selbst CBT’s herstellen zu können (in betrieblichen Weiterbildungseinrichtungen der Unternehmen).

Frage 4: Positionierung der Bildungseinrichtungen im Feld des selbstgesteuerten Lernens

Zur Auswertung dieser Frage werden die unterschiedlichen Einschätzungen der verschiedenen Bildungseinrichtungen nicht einzeln expliziert, sondern in Form einer Gesamtbeurteilung und Nennung der verschiedenen Facetten dargestellt.

Insgesamt war die Resonanz zum Thema selbstgesteuertes Lernen positiv, bis auf eine Gegenposition. So wurde u.a. geäußert, daß sich gerade die öffentlich verantwortete Weiterbildung sehr stark in Richtung selbstgesteuertes Lernen im Internet engagieren müsse, indem sie offensiv Angebote im Internet und über das Thema "Internet" macht. Ohne ein solches Engagement käme es ansonsten zu einer gesellschaftlichen Kluft zwischen "user" und "looser". Das Problem der Gefahr einer erhöhten Selektivität wird besonders seitens der VHS thematisiert. Ein neuer Verantwortungsbereich für Bildungsinstitutionen, insbesondere für staatlich unterstützte muß sein, soziale Selektivität zu verhindern. Dies sollte auch eine Aufgabe staatlicher Bildungspolitik sein.

Eine andere Problematik, die angesprochen wurde, sind die zukünftigen Anforderungen des Weiterbildungsmarktes. Weiterbildungseinrichtungen, die sich nicht des neuen selbstgesteuerten Lernweges "Internet" u.a. bedienen, werden sich auf die Dauer auf dem Weiterbildungsmarkt nicht behaupten können, dem sie sich aber in zunehmendem Maße stellen müssen. Selbstgesteuertes Lernen wird als eine neue Form beruflicher Weiterbildung gesehen, die es ermöglicht, ein breiteres Feld von Zielgruppen zu erreichen, bzw. auch von spezifischem Klientel, wie z.B. berufstätigen Frauen, genutzt werden kann. Selbstgesteuertes Lernen mit Multimedia wird VHS als angemessen und erwachsenengerecht eingeschätzt, jedoch ist diese Sichtweise – auch laut eigener Aussage – eine sehr pragmatische. Erwachsene möchten selbstgesteuert lernen, so die VHS. Allerdings sollten solche Projekte nicht als "Selbstläufer" verstanden werden, sie erfordern im Gegenteil ein sehr hohes Maß an Reflexion und Entwicklungsprozessen hinsichtlich der Passung für das Individuum. Es muß starkes Augenmerk darauf gerichtet werden, ob die angebotene Form des selbstgesteuerten Lernens vom Klientel in der Form und generell "angenommen" wird.

Es wird weiterhin betont, daß das Entscheidende für einen Bedeutungszuwachs von selbstgesteuertem , lebenslangem Lernen, die Frage ist, unter welchen Bedingungen sich diese Form – speziell das Telelernen – auch finanziell rechnen. Die Form des Telelernens ist mit einem hohen, technischen Aufwand an Materialien, Kommunikationskosten und Technikkosten verbunden.

Desweiteren sind die Voraussetzungen für lebenslanges, selbstgesteuertes Lernen nicht automatisch gegeben. Die eingesetzten technischen Mittel müssen individualisiert und individuell betreut werden. Die Verantwortung von Kursleitern muß verteilt und ergänzt werden durch (evtl. mehrfache) zentrale Koordinationsstellen. Lernerfolge bei Teilnehmern sind nur indirekt durch virtuelle Lerngruppen und Motivationslagen, nicht durch Gruppenprozesse, stabilisierbar. Gleichwohl ist das selbstgesteuerte Lernen für bestimmte Teilnehmerkreise oft die einzige Möglichkeit des Lernens überhaupt (z.B. aufgrund beruflicher Eingebundenheit) und wird die künftige Form sein, wie verfügbares Wissen überhaupt organisiert vermittelt werden kann.

Bezüglich des finanziellen Aspektes wird weiterhin ausgesagt, daß immer mehr Haushalte über PC`s verfügen, die auch zunehmend zum Lernen genutzt werden. Selbstgesteuertes Lernen betrachtet darüber hinaus den zusätzlichen Aufwand für selbstgesteuertes, lebenslanges Lernen als "private" Angelegenheit, der nicht in die "Bildungsrechnung" aufgenommen wird. Aus diesen Überlegungen wird geschlußfolgert, daß die Rechnung nur dann aufgehen kann, wenn eine ungleich höhere Zahl von Lernern die einmal entwickelten Bildungsmaßnahmen durchlaufen, als dies bislang üblich war. Zweifel ergeben sich dann allerdings aus der rasanten Geschwindigkeit, mit der notwendiges Wissen veraltet und sich verändert. Zur Positionierung der VHS insgesamt wird gesagt, daß diese ein flächendeckendes Netz dezentraler Bildungsorte bilden, die sich durch zentrale Koordination der Lerninhalte und Qualifizierungsziele bereits mit herkömmlichen Lernformen etabliert haben. Sie verfügen über die institutionellen Voraussetzungen, um selbstgesteuertes Lernen erfolgreich durchzuführen.

Eine VHS positioniert sich gegenüber den bisherig vorgestellten Argumenten abweichend. Hier wird das Selbstlernzentrum als ergänzend und unterstützend zum bisherigen Angebot der Weiterbildungseinrichtung gesehen. Ähnliche Einschätzungen wurden seitens der Weiterbildungseinrichtungen in Unternehmen geäußert. Selbstlernen wird hier als eine sinnvolle Ergänzung bzw. Substitution von Seminaren bzw. Seminarteilen gesehen. Der Trend gehe in Richtung Kombination aus Selbstlern- und Seminarphasen.

Nicht jeder Lernende wird sich für das Selbstlernen entscheiden. Die Fähigkeit der Selbstorganisation muß bereits vorhanden sein, bzw. die Bereitschaft, diese zu entwickeln. Sind diese Voraussetzungen lernerseitig erfüllt, dann können computergestützte Selbstlernprogramme eine größere Motivation für den Einzelnen und zusätzliche Lernanreize zum Selbstlernen bieten und neue Formen des Lernens, wie arbeitsplatznahe Formen, Lernen im Selbstlernzentrum, ermöglichen. Hieraus ergibt sich wiederholt die Problematik der Beurteilung selbstgesteuerten Lernens durch den Lernenden/Teilnehmer selbst.

Die Auswertung/Einschätzung der Thematik des selbstgesteuerten Lernens beruht ausschließlich auf Aussagen/Beurteilungen von Experten, bzw. Leitern von Bildungsinstitutionen, die gesellschaftlicher Legitimationspflicht ebenso unterliegen, wie Verantwortung gegenüber ihrem Klientel.

Die nächste und gleichzeitig abschließende Position, die präsentiert wird, ist die gegenläufigste zu den bisher dargestellten. Es geht darin vor allem um die bildungspolitische Diskussion der Thematik des selbstgesteuerten Lernens im allgemeinen. Hier werden Zweifel am Konzept der Selbststeuerung vorgebracht. Die skeptische Position wird damit begründet, daß das Konzept der Selbststeuerung ein grob fahrlässiges wäre, da die Verantwortung für Bildung, bzw. Weiterbildung komplett auf das Individuum verlagert wird. Dies sei nur begrenzt machbar. Der Rückzug des Staates aus der Bildung resultiere vorwiegend aus der Problematik finanzieller Schwierigkeiten. Man versuche nunmehr in Form einer Art postmodernen Liberalismus, durch massive Deregulierung die Finanzierung von Bildung ganz in die Hände des Bürgers zu verlagern, so das Argument. Außerdem bestünde eine Konkordanz zwischen den neuen Technologien und der Philosophie der Selbstorganisation.

Die Allianz zwischen Technik und Selbststeuerung ist fraglich, da hinsichtlich Selbststeuerung hier eine Paradoxie vorliegt. Wie bei der Matrixauswertung bereits ausgeführt, bedürfen diejenigen, die zum selbstgesteuerten Lernen fähig sind keiner Anleitung und die, die diese Fähigkeit nicht besitzen, können derartige Konzepte selbstgesteuerten Lernens mit Multimedia nicht oder nur begrenzt nutzen.

Eine weitere Problematik ist die der Vermittlung von Inhalten. Die Diskussion, was wir eigentlich noch lernen sollen, wird nicht mehr geführt. Vielmehr geht es nur noch um neue Formen des Lernens und jede neue Form des Lernens wird sofort angenommen, begründet mit dem Argument der Halbwertzeit und des schnellen Verfalls von Wissen. Vielmehr geht es aber um die Formalisierung von Bildungsprozessen – nicht zuletzt zur Kosteneinsparung – und nicht mehr um Inhalte, Bildungszertifikate und die Bedeutung des Lernpfades für den Lernenden. Anleitung sollte in jedem Falle sein – dies ist auch ein weiterhin bestehender Anspruch des lernenden Individuums – dies hat die Geschichte der Methodik und Didaktik gezeigt. Diese Position sollte allerdings nicht als generelle Ablehnung von Selbststeuerungskonzepten verstanden werden, sondern eher als Ideologiekritik mit dem Verweis darauf, den Sinn und Nutzen für das Individuum stärker zu hinterfragen.

Selbstgesteuertes Lernen sei zentral, wenn es um Lösungsvorschläge und –konzepte von Lernbedürfnissen und –problemen geht, unter möglichster Berücksichtigung der Kriterien konstruktivistischen Lernens: Lernen als konstruktiven, situierten, sozialen und v.a. selbstgesteuerten Prozeß zu betrachten. Innerhalb dieser Position wird der Sinn und Nutzen für das Individuum durchaus stark in den Vordergrund gestellt. Allerdings auch hier mit der Einschränkung, daß reines Selbstlernen keinen Sinn macht und Ergänzung durch tutorielle Kompetenzen notwendig sind.

Durch die Möglichkeit des selbstgesteuerten Lernens sollen die Mitarbeiter/Teilnehmer erkennen, daß sie für sich selbst etwas tun müssen und eigenverantwortliches Lernen gefördert wird. Allerdings nur unter Nutzung des "Mittelweges" – der Kombination von z.B. CBT’s und Seminaren.

5. Abschließende Einschätzung

1.

Bedacht werden muß, daß ausschließlich Experten in Bildungsinstitutionen des Weiterbildungsbereichs um Einschätzungen gefragt wurden, auf der Basis neuer Modelle und Projekte, und diese vornehmlich die Entwicklungsmöglichkeiten und -optionen ihrer jeweiligen Institutionen in besonderer Weise in den Blick nehmen, bzw. darauf bedacht sind, den Anschluß an die Entwicklung des Tele-Lernens zu halten. Dieses wird deutlich, wenn Ungleichzeitigkeiten, Differenzen der Nutzung in innerorganisatorischen Feldern benannt werden, Fragen der Kooperation sowie der Koordination im Blickfeld stehen und Organisationsentwicklung aus der technologischen Entwicklungsoption her begründet wird. Dieser Prozeß beginnt offenbar gerade erst für Institutionen der Weiterbildung und kann wohl das Interesse und die Unterstützung durch Lehrende voraussetzen, jedenfalls scheinen auf dem Wege keine Schauplätze zu sein, die den Auf- und Ausbau von Kapazitäten in den Bildungseinrichtungen behindern würden. Die Streuung der Aufgabensegmente von Lehrenden wird als genuine Linie weg von der superioren Wissensvermittlung zum Arrangeur von Wissen gesehen. Als Ziel wird Transparenz, unterschiedliche Teilnutzung, modulartiger Aufbau von Inhalten, zeitlich sequenzierte Nutzung des Wissens und ein unterschiedlicher Aufbau und Abruf des individuellen Lernmoduls durch Selbstlernen beabsichtigt. Aber auch Folgeaspekte werden transparent, die für eine institutionelle Entwicklung erforderlich erscheinen, die auf eine neue Organisationsentwicklung abzielen, und eine Öffnung zu online-Lernern außerhalb der Bildungsinstitution Kommunikationswege ermöglichen. Das sind jedoch vage Aussagen.

2.

Demgegenüber bleibt der Lernende wesentlich unschärfer. Hier verbleiben die bereits in der Diskussion bekannten Flexibilisierungsmodi der inhaltlichen, räumlichen, zeitlichen und sozialen Flexibilität auf einem Status der "Benennung und Bezeichnung" der veränderten Wahrnehmungen, aber sie gehen nicht tiefer. Gleichwohl wiesen die sehr vielfältigen Antworten auf eine breite Streuung des Klientels hin, mit und ohne PC - Kenntnisse und Erfahrungen mit wissenschaftlichen Arbeitsformen, die problemlos auf den PC übertragen werden können, bzw. mühsam erlernt werden müssen. Hier scheint geboten, die Forschung in Praxisfeldern bezüglich Selbstlernkonzepten verstärkt aus der Expertensituation des Lernenden anzusetzen, da diese nicht so differenziert von Experten der Einrichtungen/ Träger wahrgenommen werden. Einschränkungen, Blockaden oder dergleichen scheint es gar nicht zu geben, bzw. beschränken sich auf Verweise, daß bestimmte Zielgruppen nicht über wissenschaftliche Arbeitsmethoden verfügen; das dürfte kaum die Gegebenheiten in ihrer Gesamtheit widerspiegeln.

3.

Zum differenzierten Gebrauch der Begriffe von selbstgesteuert/ selbstorganisiert/ selbstbestimmt haben sich die Weiterbildungsinstitutionen Handwerksinstrumentarien erarbeitet, um Selbstlernen didaktisch differenziert gebrauchen zu können. Projektergebnisse sollten hier vielleicht verstärkt Gewicht auf einen differenzierten Sprachgebrauch legen, um den gegenwärtig heterogenen Gebrauch im Interesse der Entwicklung selbstorganisierten Lernens für mehr Transparenz im Interesse der Lernenden voranzutreiben.

 

Kontakt

bbbklein@cityweb.de
bbb Büro für berufliche Bildungsplanung
Penningskamp 12a
44263 Dortmund
fon: 0231-423380
fax: 0231-4271114


Rosemarie Klein, Sibylle Peters, Sandra Dengler: Selbstgesteuertes Lernen in der Umsetzung – Ergebnisse einer exemplarischen Projektbefragung. Online im Internet – URL: http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-2000/klein00_02.htm
Dokument aus dem Internet-Service des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung e. V. – http://www.die-frankfurt.de/esprid