Welche Funktionen Stadtteilbüchereien in ihrem Stadtteil haben und welche Anforderungen im Vergleich zur Zentralbücherei an sie gestellt werden, das wurde Anfang 2001 im Rahmen des DIE-Projekts „Entwicklung und Förderung innovativer weiterbildender Lernarrangements in Kultur- und Weiterbildungseinrichtungen“ (EFIL) untersucht. Eine Nutzer- und eine Bürgerbefragung sowie eine Befragung ausgewählter Institutionen gaben Aufschluss über zukünftige Aufgabenfelder, die gesellschaftliche Verantwortung von Stadtteilbüchereien und ihr Verhältnis zur Zentralbücherei. Untersuchungsgegenstand waren die Stuttgarter Stadtteilbüchereien in Bad Cannstatt und Vaihingen.

Die Untersuchung zeigte, dass den Stadtteilbüchereien von allen Seiten eine zentrale Bedeutung zugemessen wird. Wie diese jedoch genau auszusehen hat, darüber waren Nutzer und Nicht-Nutzer, im Folgenden als „Bürger“ bezeichnet, unterschiedlicher Auffassung: Während die Nutzerinnen und Nutzer „ihre“ Stadt-teilbücherei als Kulturträger definieren – erst an zweiter Stelle sehen sie sie als Informationsvermittler – ist für die Bürger der kulturelle Aspekt zwar auch sehr wichtig, jedoch weitaus weniger ausgeprägt. Als Treffpunkt ist die Stadtteilbücherei eher für die Bürgerinnen und Bürger von Bedeutung, weniger allerdings für die Nutzer. Dies wirkt sich auch auf die Erwartung an Stadtteilbüchereien aus: Neben dem Bereitstellen von Medien werden vor allem von Bürgern Begleitveranstaltungen in Form von Ausstellungen und aktuellen Informationen gewünscht. Besonders gefragt sind gemütliche Räumlichkeiten wie auch die Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Kein Unterschied zur Zentralbücherei zeigt sich bei den Erwartungen an das Personal: Fachwissen und Beratung sind auch hier die zentralen Anforderungen Für Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher kultureller Institutionen, Verbände und Parteien hat der Bereich Bildung in den Stadtteilbüchereien etwa den gleichen Stellenwert wie kulturelle und soziale Funktionen. Im Gegensatz zu Nutzern und Bürgern sehen die lokalen Institutionen ein zentrales zukünftiges Arbeitsfeld besonders im sozialen Bereich. Stadtteilbüchereien sind also mehr als nur die „kleine Schwester“ der Zentralbücherei. Die Befragungen haben gezeigt, dass sie zunehmend kulturelle und soziale Aufgaben im Stadtteil wahrnehmen müssen. Die an sie gestellten Anforderungen gehen also über ihre originäre Bestimmung hinaus. Um diesen vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es jedoch u. a. neuer Konzepte für die lokale kulturelle Vernetzung. Erste innovative Ansätze dazu werden im Rahmen des DIE-Projekts in den folgenden Monaten umge-setzt. Weitere Projektergebnisse können unter http://www.die-frankfurt/projekte/efil abgerufen werden. Projektsekretariat: Claudia Loch, DIE, Fon 069/95626-272, E-Mail: loch.claudia@die-frankfurt.de URL: www.die-frankfurt.de/efi

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