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Alphabetisierung/Grundbildung am DIE
  rechts DIE-Projekt "Netzwerk Grundqualifikationen"
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Informationsdienst II/99:            ALPHABETISIERUNG-GRUNDBILDUNG-GRUNDQUALIFIKATIONEN

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Informationsdienst I/99: Innovative Dialoge
  rechts Informationsdienst I/98: Wohin führt der Weg?

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Literaturauswahl
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Alphabetisierung/Grundbildung am DIE

Das DIE engagiert sich seit Anfang der achtziger Jahre für Alphabetisierung und Grundbildung. In den innovativen DIE-Projekten sind Grundlagen geschaffen und Konzepte entwickelt worden, die die Alphabetisierung/Grundbildung von den Anfängen bis heute entscheidend geprägt und vorangebracht haben:  

zum Anfang .. DIE-Projekt "Netzwerk Grundqualifikationen"

Ausgangslage
In der Bundesrepublik Deutschland hat sich die Alphabetisierung von Erwachsenen in den alten Ländern seit nunmehr 20 Jahren zu einer wichtigen Bildungsaufgabe entwickelt. Nach der deutschen Einheit stellte sich bald heraus, daß auch das realsozialistische Bildungssystem Analphabetismus nicht verhindern konnte. Während in den neuen Ländern trotz vieler Anfangsschwierigkeiten Fortschritte zu verzeichnen sind, wird in den alten Ländern von einer "Bedeutungskrise der Alphabetisierung" gesprochen. Sowohl in den alten als auch in den neuen Ländern besteht vielfältiger und dringender Handlungsbedarf. In den neunziger Jahren ist bisher Erreichtes - ein differenziertes Kursangebot und die Qualitätssicherung der Alphabetisierung/ Grundbildung durch Qualifizierung des pädagogischen Personals - zunehmend gefährdet, was vor allem auf die Mittelreduzierungen in der öffentlichen Weiterbildung zurückzuführen ist. Gleichzeitig nimmt die Notwendigkeit von Alphabetisierungs-/ Grundbildungsangeboten sowie auch von Angeboten zur Vermittlung von Grundqualifikationen rapide zu. Aufgrund der steigenden Qualifikationsanforderungen auf dem Arbeitsmarkt werden neue inhaltliche und formale Qualifikationen verlangt, um einen Arbeitsplatz zu finden bzw. die Weiterbeschäftigung zu sichern. Für eine erfolgreiche Teilnahme an Weiterbildungs- oder Umschulungsmaßnahmen werden Grundqualifikationen sowie soziale und personale Kompetenzen vorausgesetzt.
hilfe7.gif (41145 Byte)Die Kluft zwischen den Menschen, die die Anforderungen der Informationsgesellschaft erfüllen können, und denen, die abgedrängt werden, vergrößert sich zusehends. Um Ausgrenzungstendenzen zu bekämpfen, gewinnen Bildungsprogramme an Bedeutung, die im Sinne einer "zweiten Chance"Möglichkeiten der Teilhabe an der Gesellschaft und der Arbeitswelt bieten. Das DIE engagiert sich seit Anfang der achtziger Jahre für Alphabetisierung/Grundbildung. In den innovativen DIE-Projekten sind Grundlagen geschaffen und Konzepte entwickelt worden, die den Bereich von den Anfängen bis heute entscheidend geprägt und vorangebracht haben. Mit dem DIE-Projekt "Netzwerk Grundqualifikationen" werden Impulse zur Weiterentwicklung gegeben; die vorhandenen Strukturen werden für eine Vernetzung genutzt bzw. erweitert.

Aufgaben und Zielsetzungen:zum Anfang ..

zum Anfang ..Serviceleistungen im Rahmen des Netzwerks

Beratung
Das DIE berät Institutionen der allgemeinen und beruflichen Bildung bei der Initiierung und Durchführung von Kursangeboten und Maßnahmen. Ebenso ist das DIE hinsichtlich verschiedener Fragestellungen aus dem Hochschulbereich beratend tätig.

Fortbildungen
Für lehrendes und ausbildendes Personal bietet das DIE Fortbildungen wie Einführungsseminare, Methodenseminare, Workshops und Seminare in Lernberatung an.

Literaturrecherchen
Seit 1980 wird am DIE die Literatur zur Erwachsenenbildung in einer Datenbank erfaßt. Sie ermöglicht individuelle Literaturrecherchen nach Schlagwörtern, wie z.B. "Alphabetisierung", Titelstichwörtern und bibliographischen Kategorien.
Kontakt: Peter Liebl, Tel.: 069/9 56 26 - 117

Informationsdienst
Der NET-Informationsdienst gibt einen Überblick über Projektvorhaben und -ergebnisse sowie über neue Entwicklungen im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung bzw. Grundqualifikationen. Aktuelle Veranstaltungshinweise
sind ebenfalls aufgeführt. Interessierte können die Möglichkeit nutzen, relevante Informationen vor Ort nachzufragen. Das DIE-Projekt will mit diesem Informationsdienst, der als Printmedium vorliegt und im Internet einzusehen ist, zu einer Verbesserung der Kommunikation und Kooperation beitragen.

zum Anfang .. Das DIE-Projekt "Netzwerk Grundqualifikationen" (NET)

wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) über einen Zeitraum vom 1.4.1997 bis 31.5.1999 gefördert.

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Mitarbeiterinnen:
Monika Tröster - Projektleitung
Sylvia Haas - Sachbearbeitung

Adresse:
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE) Projekt NET
Hansaallee 150
D-60320 Frankfurt/Main
Fon 069/95626-168
Fax 069/95626-209
zum Anfang ..e-mail: troester@die-frankfurt.de

BriefLiteraturauswahl

Bitte fordern Sie unser kostenloses Publikationsverzeichnis an:
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Hansaallee 150
60320 Frankfurt/M.
Fon 069/95626-130
Fax 069/95626-110
E-Mail:
versand@die-frankfurt.de

zum Anfang ..Publikationen aus früheren Projekten sind ebenfalls noch erhältlich.
Information:
Monika Tröster


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Innovative Dialoge

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Zukunftsentwürfe für Grundqualifikationen

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rechts Weiterbildung: Sich auf Gemeinsamkeiten besinnen
rechts Von der Alphabetisierung zur Leseförderung
rechts Buch: Push
rechts Film: Central Station
rechts Kommunikationsverlust im Informationszeitalter
rechts Bundesverband Alphabetisierung e.V.

Zukunftsentwürfe für Grundqualifikationen

Das DIE-Projekt NET hat vom 18. bis 20. November 1998 in Hofbieber bei Fulda eine Zukunftswerkstatt mit dem Titel "Zukunftsentwürfe für Grundqualifikationen" durchgeführt. Vieles an dieser Veranstaltung hatte einen besonderen, zum Teil experimentellen Charakter. So wurde bewußt auf hochrangige ReferentInnen für Vorträge oder Podien verzichtet. Eingeladen waren ca. 30 ExpertInnen aus den Bereichen Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Schule und Lehrerfortbildung, Bildungsadministration, Wirtschaft und Gewerkschaft, deren theoretisches und praktisches Fachwissen bezüglich der Inhalte, der Strukturen und der Organisationen einbezogen und genutzt werden konnte.

Monika Tröster, Projektleiterin, ging in der Begrüßung darauf ein, daß es sich um ein Treffen von ExpertInnen handele, die sich sozusagen in Klausur begeben hätten, um an einer offenen und in bezug auf Ergebnisse ungewissen Zukunftswerkstatt mitzuwirken. Alle hätten sich auf das Wagnis, die Herausforderung eingelassen, drei Tage lang gemeinsam "Zukunftsentwürfe" zu kreieren bzw. weiterzuentwikkeln. Diese Einsatzbereitschaft sei bemerkenswert und spreche zum einen für das Engagement der Beteiligten und zum anderen für die Dringlichkeit der Situation im Bereich Alphabetisierung/Grundbildung.

In der Zukunftswerkstatt, moderiert von Reinhard Sellnow (Nürnberg), und Sabine Ketels (Hamburg), wurde nach dem klassischen Dreierschritt verfahren:

In der Phase 1 "Bestandsaufnahme und Kritik" erfolgten ein Rückblick auf 20 Jahre Alphabetisierung sowie eine Bilanz der derzeitigen Situation im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung bzw. Grundqualifikationen. Ausgehend von der Fragestellung "Welche Probleme/ Sachzwänge/Widerstände wirken sich auf Ihre (zukünftige) Arbeit aus?" wurden umfassend und detailliert Erfahrungen, Beobachtungen und persönliche Einschätzungen eingebracht sowie akute Probleme benannt. Zu verschiedenen Themenkomplexen wurde in Gruppen gearbeitet.

Eine Gruppe widmete sich "Inhalten/Methoden/Konzepten" und stellte u.a. heraus, daß die Einbindung in die allgemeine Bildungs(reform)diskussion fehlt und daß es kein Konzept fachbereichsübergreifender Grundbildung gibt.

Mit "Strukturen/Gesellschaft" beschäftigte sich die zweite Gruppe und problematisierte die Kluft zwischen Qualifikationsanforderungen des Arbeitsmarktes und den Kompetenzprofilen Geringqualifizierter.

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Foto: Reinhard Sellnow

Weiterhin wurde kritisiert, daß es kein anerkanntes Berufsbild des Alphabetisierungspädagogen gibt. In der dritten Gruppe ging es um "Kooperation/Vernetzung"; konstatiert wurde, daß es teilweise unklare Strukturen und Zuständigkeiten gibt und daher die Verantwortung verschoben werde. Ferner würde durch ein Nebeneinander von Bereichen und Disziplinen Kooperation verhindert, insgesamt mangele es an einer "Gesamtsicht"derThematik.

Nun begann die spannende - aber auch ungewohnte Phase II: die Phase der Phantasie, der Utopie und der Visionen. Reinhard Sellnow, der Moderator, erläuterte, bei der kreativen Lösungssuche handele es sich um "Denken in Vielfalt" und "Denken in Möglichkeiten". Als Hilfestellung wurden "Spielregeln" erlassen. So war unbedingt auf eine klare Trennung zwischen der Entwicklung von Ideen (Phantasie) und deren Bewertung bzw. Kritik (Realisierung) zu achten. Weiterhin sollte den Ideen freier Lauf gelassen und es sollten nicht sofort Sachzwänge, Kostenfragen etc. angeführt werden ("Killerphrasen"!). Geistiges Eigentum gab es nicht, und mitgebrachte Rollen sollten aufgehoben werden. Mit Hilfe intuitiv-spielerischer Methoden galt es, verschiedene Aufgaben zu lösen:

  • ein Bild malen zu dem Thema, 
    "Was ist Grundbildung, und wonach und wie werden Inhalte und Methoden bestimmt?",
    (Gruppe 1)

  • ein Hörspiel aufnehmen zu dem Thema,
    "Wie kann man das Problem des Gaps (Lücke) zwischen Qualifikationsanforderungen und Kompetenzprofilen Geringqualifizierter lösen?"
    (Gruppe 2)

  • ein Puppenspiel inszenieren zu dem Thema,
    "Wie kann eine veränderte Grundhaltung erreicht werden?"
    (Gruppe 3)

    Über den Zwischenschritt nunmehr rational-analytischer Methoden (z.B. Analogien bilden) erfolgte dann als Schlußpunkt in dieser Phase die Entwicklung von Projektideen. Aus der Fülle von Vorschlägen und Anregungen konnten folgende Projekte präsentiert werden:

  • "Projekt Diskurs: Grundbildung im 21. Jahrhundert"
    Ziele: Verständigung über Ziele, Inhalte, Methoden und Konzepte von Grundbildung,Nutzbarmachen der vorhandenen Kompetenzen (top down + bottom up).
  • "Schaffen entwicklungsorientierter Arbeitsplätze für Geringqualifizierte".
    Ziele: Erproben von Möglichkeiten, Geringqualifizierte produktiv in qualifizierte Arbeitsteams zu integrieren.
  • "TV-Sendung: Ratgeber Bildung". Ziel: Die Grundkenntnisse der Bevölkerung und der Nutzerlnnen im Bereich Grundbildung/Menschenbildung erweitern und Möglichkeiten schaffen, sich am Bildungsdiskurs zu beteiligen. Eine vertiefende Kenntnis der Gesamtthematik trägt zur Aufwertung des Bereiches bei.

In der Phase III wurden dann die phantasievollen Lösungsansätze und Ideen einer Realisierungsprüfung nach verschiedenen Prüfmethoden unterzogen. Bei den Ergebnissen wurden möglichst konkrete Perspektiven und Umsetzungsideen angestrebt. Abschließend wurde ein Aktionsplan erstellt, in dem Vorhaben benannt und Kooperationsvereinbarungen getroffen worden sind.

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Foto: Reinhard Sellnow

Fazit: Das DIE-Projekt hat mit der Zukunftswerkstatt ein Forum geboten, den Erfahrungsaustausch zwischen verschiedenen Bereichen und Disziplinen zu befördern, man konnte sich aus verschiedenen Blickwinkeln derThematik annähern. Auch boten die unterschiedlichen Perspektiven vielfältige Anregungen für neue Ideen oder Projekte. Die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, ist grundlegende Voraussetzung für Kooperation und Vernetzung im Grundbildungsbereich. Durch das Vorgehen und die Rahmenbedingungen war Raum gegeben, Ideen zu produzieren und zu verfolgen, ohne sich sofort, wie meistens üblich, sofort einzuschränken und zu reduzieren.


Stimmen zur Zukunftswerkstatt:            

              zum Anfang ..

  • Viele gute Ideen. Jetzt geht es um die Umsetzung! Es liegt an uns.
  • Durch die Arbeitsweise ist eine Atmosphäre geschaffen worden, in der wir produktiv arbeiten, "spinnen" konnten.
  • Anregend war, interessante Menschen aus unterschiedlichsten Arbeitszusaminenhängen mit belebenden Sichtweisen zu treffen.
  • Scheinbare "Umwege--- haben zu kreativen Ergebnissen geführt.
  • In den Projektideen stecken viele fundierte (Teil-)Erfahrungen. Das Besondere war das Einbringen dieser Erfahrungen in andere, in neue Kontexte.
  • Es gab keine Isolation oder Konkurrenz, sondern wir haben gemeinsam konstruktiv entwickelt und gestaltet.

Die Teilnehmerlnnen bewerteten die gemeinsame Arbeit als sehr kreativ, intensiv und produktiv. Die Zukunftswerkstatt hat "innovative Dialoge" initiiert und interessante Projektideen hervorgebracht. Die begonnenen Dialoge werden fortgesetzt, und es hat Vereinbarungen gegeben, verschiedene Vorhaben und Projektideen weiterzuführen.

Hinweis: In einer Dokumentation der Zukunftswerkstatt sind die einzelnen Arbeitsschritte und die entwickelten Projektideen ausführlic dargestellt. Sie enthält außerdem eine Zeittafe zu Alphabetisierung und Grundbildung in der Bundesrepublik Deutschland und kann über das DIE-Projekt bezogen werden.

Information: Monika Tröster, Fortbildung und Beratung,

Projekt "Netzwerk Grundqualifikationen"(NET)

Fon: 069/95626-168; Fax 069/95626-209

e-mail: troester@die-frankfurt.de

Internet: http://www.die-frankfurt.de (Projekt: NET)

Weiterbildung:
Sich auf Gemeinsamkeiten besinnen      
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DIE- Forum Weiterbildung Bildung ist auf dem Wege, wieder zu einem bedeutenden Thema zu werden. Dies gilt besonders für die Weiterbildung, deren Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft immer wieder betont wird.
Das DIE hat mit seinem DIE-Forum Weiterbildung am 1./2. Dezember 1998 in Frankfurt/M. einen wichtigen Beitrag geleistet, die öffentliche Diskussion um grundsätzliche Aufgaben und die zentrale Bedeutung der Weiterbildungspolitik wiederzubeleben. Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis, Verbänden, Politikverwaltung, Politik und Wissenschaft der Weiterbildung benannten Positionen, sprachen wichtige Probleme an und skizzierten den Handlungsbedarf für eine künftige Weiterbildungspolitik in Deutschland.

Das mit rund 80 Teilnehmenden gut besuchte Forum war Ort eines lebhaften Austauschs:

In Podien, Diskussionsrunden, Interviews, Gesprächen und Arbeitsgruppen wurde überGestaltungsaufgaben, Handlungsbedarfe und Zukunft der Weiterbildung diskutiert, wurden Positionen benannt und konkrete Themen bearbeitet. Interessant waren dabei u.a. die Wiederbelebung der Idee vom mündigen Bürger und die Diskussion des vom viel zitierten Reformstau abgewandelten Begriffs des Handlungsstaus in der Weiterbildung.

Die Debatte um die Weiterbildungspolitik wird von zwei Strömungen beherrscht: Soll das freie Spiel der Kräfte Angebot und Nachfrage im Bildungsmarkt regeln? Oder muß in der heutigen Wissensgesellschaft der Staat im Weiterbildungsbereich eine größere Verantwortung tragen? Hier einige zentrale Positionen:

  • Die öffentliche Hand sei Opfer der Ökonomisierung von Bildung geworden. Dieses Bild zeichnete Andreas Seiverth, Deutsche Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE). Er begründete dies damit, daß es keinen verfassungspolitisch begründeten Auftrag mehr für Bildungspolitik zu geben scheint. Aufgrund der verschlechterten finanziellen Situation müsse man einen Balanceakt zwischen Anpassungszwängen an marktabhängige Bildungsangebote und Widerstandschancen vollziehen.
  • Welche Gestaltungsaufgaben hat die Weiterbildung heute - angesichts hoher Arbeitslosigkeit und fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen? Heute garantieren (zusätzlich) erworbene Qualifikationen keineswegs mehr einen Arbeitsplatz oder gar einen beruflichen Aufstieg. Dies liegt an der fehlenden Transparenz im Bildungsmarkt, an fehlenden Abschlüssen und Zugangsberechtigungen, aber auch an der Situation des Arbeitsmarktes - zu viele Menschen konkurrieren um zu wenige Arbeitsplätze.
  • Was soll von wem wo und wie gemacht werden, damit die Weiterbildung den aktuellen Veränderungen in der Gesellschaft gerecht werden kann? Und wo liegt konkret ein Handlungsstau vor? Eine Antwort auf diese Fragen hat naturgemäß viele Facetten, sie muß einen Bogen spannen von gesetzgeberischen Maßnahmen über finanzielle Anreizstrukturen bis hin zu einem Appell nach stärkerer Kooperation.
  • Für ein Weiterbildungsrahmengesetz, das von einer Expertengruppe aus Wissenschaft, Politik und Verbänden vorbereitet wird, plädierte Mechthild Bayer, Vertreterin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Für sie liegen die Gestaltungsaufgaben der Weiterbildung eindeutig in öffentlicher Verantwortung. Die GEW fordere darum eine Verzahnung von Arbeitsmarkt-, Sozial- und Wirtschaftsförderungspolitik, was sie auch in das "Bündnis für Arbeit" der Bundesregierung einbringen will.

Was not tut - darüber waren sich alle einig -, ist eine neue Diskussion über Bildung, sei es nun in Form eines "Bildungsforums" oder als "Reformdialoge". Eine größere Gesprächsbereitschaft zwischen Vertretern der betrieblichen, privaten und öffentlich verantworteten Weiterbildung würde die notwendige Systematisierung und den Ausbau der Weiterbildung befördern.

Daß der Blick über Grenzen durchaus sinnvoll ist, zeigten verschiedene Beiträge. Dr. Paul Bélanger, Unesco Institute for Education, Hamburg, betonte, der Schlüssel für eine erfolgreiche Weiterbildung sei und werde die Erstausbildung bleiben. Neben der Qualität in der Weiterbildung, dem zweiten wichtigen Aspekt, spiele die Finanzierungssituation eine zentrale Rolle. Verändert werden müsse weniger die Menge des Geldes, die dem Weiterbildungssektor insgesamt zur Verfügung stehe, als seine Verteilung.

Um die Bedeutung der Weiterbildung als Gesamtbereich politisch zu stärken, muß sie sich mehr auf ihre Gemeinsamkeiten besinnen, faßte Prof. Dr. Ekkehard Nuissl von Rein, Direktor des DIE, in seinem Schlußwort die Diskussionen zusammen. Denn "nur mit Definition eines gemeinsamen Ziels kann man es erreichen, die Weiterbildung zu einem so wichtigen Politikfeld zu machen, wie sie es in Deutschland ihrer Bedeutung entsprechend sein muß."

Hinweis: Eine Dokumentation der Tagung ist in Vorbereitung.
Information:
Christel Schubert
Fon: 069/95626-155, Fax: -211
e-mail: schubert@die-frankfurt.de

Christine Schumann, Öffentlichkeitsarbeit,
Fon: 069/95626-177, Fax: -174;

e-mail: schumann@die-frankfurt.de

Von der Alphabetisierung zur Leseförderungzum Anfang ..

Die Evangelische Akademie Bad Boll hat im Oktober eine Fachtagung durchgeführt, in der es um das Thema "Lesen in Schule, Weiterbildung und Gesellschaft' ging.
Lesenkönnen und Lesen sind gewichtige soziale und wirtschaftliche Faktoren, die unseren Alltag in unterschiedlichen Kontexten prägen. Ausgehend von alltagsbezogenen, biographischen, gesellschaftlichen und kulturgeschichtlichen Aspekten des Lesens hat diese Fachtagung an Schnittstellen der Alphabetisierung und Leseförderung pädagogische und gesellschaftliche Aspekte des Lesenlernens, des Lesens und der Leseförderung in Familie, Schule, Weiterbildung, Beruf und Freizeit aufgezeigt. Die Tagung hatte zum Ziel, den Stellenwert des Lesens aufzuwerten, den Leseunterricht zu verbessern und das Leseverhalten der Bevölkerung positiv zu beeinflussen.
Zu dem Schwerpunktthema I "Lesen im persönlichen und beruflichen Alltag" gab es Vorträge u.a. zu "Lesebiographien" und "Lesen als Geschlechterkampf".
Schwerpunkthema ll lautete "Lesenlernen und Lesen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen", hier wurden vor allem Erfahrungen mit verschiedenen Leseförderkonzepten vorgestellt. In Arbeitsgruppen und Workshops wurden dann verschiedene Aspekte des Lesens und der Leseförderung vertiefend diskutiert.
"Bildungspolitische Perspektiven in Sachen Leseförderung" (Schwerpunktthema III) bildeten den Schlußpunkt der Tagung. Die Beiträge werden in einem Tagungsband dokumentiert, der im Ernst Klett Verlag erscheinen wird.

Hinweis: Die nächste Bad-Boll-Tagung wird vom 1. bis 3. Dezember 1999 stattfinden. Information: Werner Stark, Evangelische Akademie Bad Boll,
Akademieweg 11, 73087 Bad Boll,
Fon: 0 7164/79-3 10, Fax: -440;
e-mail:
werner.stark@ev-akademie-boll.de
Internet:
http://www.ev-akademie-boll.de

Buchzum Anfang ..

"Push"

Vorweg eine Warnung: Dieses Buch versetzt in der Tat einen Stoß.
Precious Jones, sechzehn Jahre, Analphabetin, schwarz, mißbraucht, lebt in Harlem, New York. Sie erleidet verschiedene Formen brutaler Gewalt, ihr Alltag ist geprägt von Horror. Unterstützung gibt es für sie nicht. Der Sprache ist sie kaum mächtig. Ihre Form des Überlebens ist der Rückzug in sich selbst, was bis zur Selbstaufgabe geht.
Spät erst erfährt sie Hilfe. Sie begegnet einer Lehrerin, die ihr mit viel Zuneigung, Verständnis und auch mit List und Überzeugungskunst das Lesen und Schreiben beibringt. Das Erlernen erfolgt gleichsam durch Annäherungen, durch einen besonderen Dialog zwischen der Lehrerin Blue Rain und Precious.
Das Lesen wird für sie die "Pforte zur Welt", Lesenkönnen ermöglicht erst ein richtiges (Auf-)Leben.
Auffällig und auch gewöhnungsbedürftig ist die Sprache. Erzählt wird die Geschichte zum Großteil in Precious' eigenen Worten, zunächst stammelnd und abgehackt, eine Art rhythmisierte Rudimentärsprache, durchsetzt von Vulgärausdrücken. Hervorzuheben ist, daß dieser Ghetto-Slang von der ersten Seite an eine Barriere bildet, die die Autorin zwischen der Protagonistin und den LeserInnen errichtet hat und die nicht ohne weiteres überwunden werden kann. Mit dem Verlauf der Geschichte und der Entwicklung verändert sich die Sprache, sie wird immer flüssiger und präziser. Durch die Sprache gelangt Precious zu einer Akzeptanz ihrer selbst.

Sapphire: "Push",
Reinbek bei Hamburg 1998, Rowohlt Verlag, 188 Seiten, DM 34

 Filmzum Anfang ..

"Central Station"

In den belebten Hallen des Central do Brasil, Hauptbahnhof von Rio de Janeiro, lernt Dora, eine pensionierte Lehrerin, die gegen Bezahlung Briefe für Analphabeten verfaßt, den Halbweisen Josue, ein Straßenkind, kennen. Sie nimmt sich des Jungen an und beschließt, ihn zu seinem Vater irgendwo im Nordosten Brasiliens zurückzubringen. Sie begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse, wobei auch die Extreme zwischen der riesigen Stadt Rio und dem Land eine Rolle spielen. Die Protagonisten verweisen nicht nur auf die eigene Person, sondern immer noch ein Stück darüber hinaus - auf ein Land, auf eine Zustandsbeschreibung. Bezüglich der Schreibdienste für Analphabeten wird deutlich, welche Macht diese Hilfspersonen ausüben können bzw. wie abhängig die Menschen sind, die des Lesens und Schreibens unkundig sind. So entscheidet Dora zum Beispiel, ob sie die Briefe, die ihr aufgetragen worden sind, wirklich abschickt. Sie spielt Schicksal, indem sie manche Briefe sammelt, andere vernichtet,

Brasilien 1997, Regie: Walter Salles,
DarstellerInnen: Fernanda Montenegro, Marilia Pera, Vinicius De Oliveira.
Der Film wurde bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin 1998 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.  

Kommunikationsverlust im Informationszeitalterzum Anfang ..

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften hat zu dem Thema "Kommunikationsverlust im Informationszeitalter" vom 26. bis 28. November 1998 in Wien im Rahmen des österreichischen EU-Vorsitzes eine internationaleTagung durchgeführt, an der ExpertInnen aus Europa, den USA, Kanada, Australien und Südafrika mitgewirkt haben.
Tatbestand ist, daß es heutzutage zunehmend Menschen gibt, die ihre in der schulischen Ausbildung erworbene Kommunikationsfähigkeit im Laufe ihres Lebens wieder verlieren, und daß sich die Kluft zwischen "texterfahrenen" und "textunerfahrenen" Personen vergrößert. Wenn man nun diejenigen hinzuzählt, deren kommunikative Fähigkeiten eingeschränkt sind, die z.B. Probleme mit der Verarbeitung komplexer Informationen und mit der Nutzung elektronischer Medien haben, ergibt sich eine enorme Erweiterung. Eine nächste Gruppe von (funktionalen) Analphabeten existiert bei den Angehörigen sprachlicher Minderheiten und Migranten, für die nur unzureichende Angebote bestehen, ihre zweisprachige Identität zu entfalten.
Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage, wie "Literalität" heute aussehen muß, wie sich das "kritische Lesen" und ein konstruktiver Umgang mit den Medien lernen lassen, wie möglichst alle Bürgerinnen und Bürger an dieser Informationsgesellschaft teilhaben können. Weiterhin sollte ein Beitrag geleistet werden, die Tabuisierung des Themas zu überwinden, den Status quo in verschiedenen Gesellschaften aus theoretischer und empirischer Sicht zu analysieren sowie Vorschläge zu sichten und zu erarbeiten, wie Bildungseinrichtungen auf die veränderten Anforderungen und Rahmenbedingungen eingehen können. Hervorzuheben ist auch der Anspruch, den Dialog zwischen den Eliten -denTextproduzenten, den Bildungsinstitutionen - und den Benutzern zu initiieren und ein Diskussionsforum zur Verfügung zu stellen.
In der Eröffnung erklärte Werner Welzig,Akademiepräsident: "Analphabetismus ist ein wissenschaftliches und politisches Problem eminenten Ausmaßes. Demokratie lebt davon, daß man sich orientieren kann."
Elisabeth Gehrer, Ministerin für Bildung und Kultur, begrüßte die Ausweitung der Thematik und wies auf die zunehmende Bedeutung einer umfassenden und ganzheitlichen Kommunikationsfähigkeit hin.
Ruth Wodak, wissenschaftliche Leiterin der Tagung, problematisierte, daß durchaus auch Interessen festzustellen seien, "normale" Menschen vom Verständnis auszuschließen. Die Kritik richtet sich an "Textproduzenten" (verschiedener Bereiche), die aufgefordert sind",lesbare" Texte zur Verfügung zu stellen, um die Kommunikationsfähigkeit in unserer Gesellschaft zu sichern.

Während einer Podiumsdiskussion, an der u.a. Eleonora Hostasch, Ministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Raoul Kneucker, Sektionsrat im Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr, und Clemens Jabloner, Präsident des Gerichtshofes, beteiligt waren, ging es um eine Bilanz der bisherigen Tagungsinhalte und deren Umsetzung. Die Teilnehmerlnnen an der Wiener Konferenz haben eine Abschlußerklärung'verfaßt. Sie empfehlen, die österreichische und die anschließende deutsche Ratspräsidentschaft zu einer Initiative zu nutzen, um wirksame, nachhaltige Strategien zur Überwindung des Problems zu entwikkein und dementsprechend umfassende Aktionsprogramme zu entwerfen und umzusetzen.

Information: Lieselotte Martin
Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien
Berggasse 11, A- 1090 Wien
Fon: 0043-1-310 38 86/39
Fax: 0043-1-315 53 47
e-mail:
lilo@Iing.univie.ac.atplakat29799.1 Kopie.jpg (15233 Byte)

Bundesverbandzum Anfang .. Alphabetisierung e.V.

Alphabetisierungskampagne

Der Bundesverband Alphabetisierung e.V. hat mit der Werbeagentur Grey, Düsseldorf, eine Sozialkampagne unter dem Titel "Schreib Dich nicht ab. Lern lesen und schreiben!" gestartet. Die Öffentlichkeitskampagne konzentriert sich derzeit insbesondere auf den Print- und den TV-Bereich. Für Printmedien wurden verschiedene Motive erstellt, die inzwischen in einigen Zeitschriften der BRD erschienen sind (u.a. Geo, Stern, Der Spiegel). Die beiden TV-Kurzfilme "At work" und "The Letter"
wurden bisher von verschiedenen TV Anstalten ausgestrahlt.
Als Auftakt zu einer Informationsreihe in den Bundesländern hat der Bundesverband Alphabetisierung e.V. mit der Werbeagentur Grey die Kampagne im Januar im Saarland vorgestellt. Im März werden in den CINEMAXX-Kinos in Deutschland die o.g. Spots gezeigt. Für die ortsansässigen Träger ist dies eine gute Gelegenheit, durch flankierende Maßnahmen diese Kampagne zu unterstützen und auf ihre lokalen Möglichkeiten im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung zu verweisen.

Bundesverband Alphabetisierung im Internet

Der Bundesverband Alphabetisierung hat seit kurzem eine Homepage und ist nun auch per e-mail erreichbar. Die Homepage hat die Rubriken Aktuelles, Der Verband, Hintergrund, Alfa-Telefon, Alfa-Forum, Lernmaterial, Fachliteratur, Links.


Information:
Bundesverband Alphabetisierung e.V., Peter Hubertus, Geschäftsstelle, Goebenstraße 13, 48151 Münster,
Fon: 02 51/5 34 69-40, Fax: -41,
e-mail: bundesverband@alphabetisierung.de
Internet: http://www.alphabetisierung.de