DIE INTERN
In der Rubrik "Zu Gast im DIE" bringen wir Interviews mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Praxis und Weiterbildungspolitik.

Zu Gast im DIE: Dr. Isidor Trompedeller (Bozen/Italien)

Dr. Isidor Trompedeller (I.T.) ist Leiter des Amtes für Weiterbildung in Südtirol/Alto Adige (Italien). Das Interview wurde im Frühjahr 1997 im DIE von Prof. Dr. Ekkehard Nuissl geführt.

DIE: Herr Trompedeller, wo liegen aus Ihrer Sicht die Unterschiede zwischen der Weiterbildung in Südtirol und der Weiterbildung in der Bundesrepublik Deutschland?

I.T.: Zunächst einmal liegen die Unterschiede in der Größenordnung. Wir sind ein kleines Land und dadurch doch sehr überschaubar, und die Förderung der Weiterbildung liegt zentral bei der Landesverwaltung. Das Land Südtirol hat die primäre Kompetenz in Sachen Weiterbildung, d.h., es gibt keine Fernsteuerung aus Rom oder aus einer größeren regionalen Einheit. Südtirol hat ein Weiterbildungsgesetz, das in Deutschland vergleichbar wäre mit dem Gesetz in Nordrhein-Westfalen, wo ein Teil Pflichtfinanzierung ist, was das Personal betrifft, und der Rest ist Ermessenssache. Durch dieses Gesetz hat die Landesverwaltung ziemlich gestaltend eingegriffen, wobei die Subsidiarität trotzdem zumindest politisch und auch in der Realität eine große Rolle spielt. Die Weiterbildungsstrukturen der italienischen Sprachgruppen in Südtirol sind verschieden, auch wenn wir das gleiche Gesetz haben. Die Italiener haben z.B. kein Bildungshaus, während wir sechs Bildungshäuser haben. Wir haben starke dezentrale Strukturen in den Gemeinden, die sogenannten Bildungsausschüsse, die durch das Weiterbildungsgesetz geschaffen wurden. Auch solche gibt es im italienischen Bereich nur drei, während wir fast in jeder Gemeinde einen Bildungsausschuß haben.

DIE: Das DIE und Sie haben eine gemeinsame Veranstaltung zur Evaluation in der Weiterbildung im Mai bei Bozen. Sie beabsichtigen, in Südtirol eine Förderung der Erwachsenenbildung nach dem Kriterium der Qualität statt der Quantität, also der geleisteten Stunden, einzuführen. Wo sehen Sie da die besonderen Schwierigkeiten oder Vorteile?

I.T.: Die Schwierigkeiten liegen darin, daß man Qualität sehr schwer bemessen kann. Die Definition von Qualität erfolgt, wenn das Geld gegeben wird, von seiten des Landes, zumindest muß das Land das System definieren, nach dem die Bewertung erfolgt. Wir haben versucht, dieses System gemeinsam mit den Organisationen zu definieren, und ich glaube, daß da 90% der Organisationen einen Konsens gefunden haben mit dem Land. Die Schwierigkeiten liegen natürlich auch darin, daß eine Verzerrung passieren könnte, wenn man Qualitätsentwicklung an die Förderung bindet, indem Qualität zumindest tendenziell vorgetäuscht wird, um nicht schlecht abzuschneiden. Ich habe aber den Eindruck, daß zumindest die Hälfte der Organisationen erkannt hat, daß die Qualitätsentwicklung ihnen selbst auch nützt, so daß ich schon meine, daß man beide Anliegen kombinieren kann: zum einen die Verbesserung der Organisation aus ihrer eigenen Initiative und ihrem eigenem Interesse heraus und zum anderen ein Beratungssystem, das eine Grundlage für die Förderung seitens des Landes sein kann.

DIE: Nun ist ja die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem DIE ein Stück weit Folge oder Bestandteil des Zusammenwachsens der europäischen Erwachsenenbildung. Dazu zwei Fragen. Erstens: Worin sehen Sie aus Südtiroler Sicht den Vorteil und den Nutzen der europäischen Zusammenarbeit in der Erwachsenenbildung? Und zweitens, aus institutionellem Interesse heraus: Wo sehen Sie Vorteile und Nutzen Ihrer Zusammenarbeit mit dem DIE?

I.T.: Jede Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus ist nützlich, da man sich messen kann am Kooperationspartner, da man abschätzen kann: Wo liegt man im europäischen Vergleich? Die Zusammenarbeit mit Deutschland bzw. mit dem deutschen Sprachbereich war allerdings von Südtiroler Seite immer schon mit verschiedenen Institutionen vorhanden. Den Vorteil der Kooperation mit dem DIE sehe ich darin, daß aus unserer Sicht das DIE eine führende Institution ist, die uns wissenschaftliche Impulse geben kann. Wir sind zur Zeit in Südtirol noch ohne Universität, das wird sich in nächster Zeit ändern. Aber bis dahin ist für uns jede Kooperation, die den wissenschaftlichen Input gibt, sehr wertvoll. Was die europäische Dimension anbetrifft, ist für uns schon fast die Kooperation mit nationalen Gremien interkultureller als mit deutschen Instituten. Als zweisprachiges Land können wir Verbindungen herstellen mit Rom bzw. in transnationalen Projekten Deutschlands, Österreichs und Italiens, und über diverse Institute von Florenz bis Rom könnten wir als Vermittler zu deutschen Initiativen fungieren. Dazu sind aber unsere Partner im italienischen Amt noch mehr prädestiniert als wir selbst.

DIE: Glauben Sie, daß die europäische Zusammenarbeit auch für das Zusammenkommen der deutschen und der italienischen Sprachgruppe in Südtirol eine Bedeutung haben wird?

I.T.: Das ist schwer abzuschätzen. Die Interkulturalität in Südtirol hat eine völlig andere Konstellation als die Interkulturalität mit Völkern, mit denen man nur von Zeit zu Zeit in Kontakt kommt. Ich glaube, daß uns der Kontakt mit anderssprachigen europäischen Ländern sehr gut täte und vielleicht auch tatsächlich die etwas verkrampfte Haltung, die im Lande zueinander unterschwellig immer vorhanden ist, auflockern könnte.

Wissenschaftsrat-Empfehlung: Weiterförderung des DIE

"Das DIE befindet sich in einer sehr guten Verfassung; es erbringt sehr gute Serviceleistungen. Die Entwicklung zeichnet sich durch eine große Dynamik aus". So begründete der Wissenschaftsrat im Juli 1997 seine Empfehlung zur Weiterförderung des Instituts.

Der Wissenschaftsrat war von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) im April 1994 gebeten worden, alle Einrichtungen der sog. "Blaue Liste" innerhalb von 5 Jahren neu zu bewerten. Bei den Einrichtungen der Blauen Liste handelt es sich um 82 selbständige Forschungs- oder Serviceeinrichtungen für die Forschung von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem Interesse, zu denen auch das DIE gehört. Im Verlauf des bisherigen Evaluationsverfahrens hat der Wissenschaftsrat für einige Blaue-Liste-Institute die Einstellung der Förderung oder Stillegungen von Institutsteilen empfohlen.

Das DIE war zuletzt 1984 - zu dieser Zeit noch Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes - überprüft worden.

Zu den zentralen Aufgaben des Instituts gehören die Durchführung wissenschaftlicher Projekte zur Entwicklung neuer Lern- und Angebotsformen in der Erwachsenenbildung, die Entwicklung und Organisation von europaweiten Zertifikaten im Fremdsprachen- sowie im Informations- und Kommunikationsbereich, die Veranstaltung bundesweiter Fachtagungen und Fortbildungen, statistische Analysen, die Herausgabe wissenschaftlicher Publikationen und die Betreuung der größten Fachbibliothek zur Erwachsenenbildung. Das DIE beschäftigt derzeit etwa 80 MitarbeiterInnen und bewirtschaftet einen Haushalt von ca. 12 Millionen DM. In der Stellungnahme des Wissenschaftsrates wird dem DIE bescheinigt, daß es gelungen ist, "die Veränderungen im Anforderungsprofil, im Niveau und in der Struktur der Erwachsenenbildungsforschung sowie hinsichtlich der Nutzung neuer Medien voranzutreiben und seine Strukturen im Hinblick auf neue Anforderungen weiterzuentwickeln."

Jeder, der Organisations- und Strukturentwicklungsprozesse begleitet hat oder davon direkt betroffen ist, weiß, daß solche Veränderungsprozesse auch Veränderungsbereitschaft und aktive Beteiligung voraussetzen. Daß die Motivation, das Problembewußtsein, die Kommunikationsdichte, der Reflexionsgrad und die als "lebendig und arbeitsintensiv" beschriebene Atmosphäre positiv eingeschätzt werden, kann als Indiz für einen insgesamt produktiven Verlauf dieses Entwicklungsprozesses gelten.

Ebenfalls positiv beurteilt wurde das Bestreben, sich gegenüber dem pluralen Feld der Weiterbildung weiter zu öffnen, ohne daß dadurch das Praxisfeld der Volkshochschulen in den Hintergrund des Interesses des Instituts rückt. "Ziel sollte es sein", so der Wissenschaftsrat, "die Trägerschaft so zu strukturieren, daß die Verbindung von Theorie und Praxis gesichert wird und die organisatorische Unabhängigkeit gewahrt bleibt." Das DIE, das bislang vom Deutschen Volkshochschul-Verband getragen wurde, soll nun ab dem 1.1.1998 im Rahmen eines zwischenzeitlich von 12 bundesweiten Verbänden, Universitäten und Wissenschaftsorganisationen gegründeten Vereins rechtlich selbständig werden.

Das Gutachten enthält auch bezogen auf die einzelnen Abteilungen des Instituts ("Planung und Entwicklung", "Information und Publikation", "Prüfungen und Zertifikate", "Fortbildung und Beratung") durchgängig eine positive Bewertung.

Der Wissenschaftsrat gibt in seiner Stellungnahme aber auch eine Reihe von Empfehlungen zur Weiterentwicklung ab, die künftig zu berücksichtigen sind. So wird festgestellt, daß sich die Zusammenarbeit mit den Universitäten gut entwickelt hat, daß es aber hinsichtlich der Planung und Durchführung von Forschungsprojekten noch weiter ausgebaut werden sollte.

In diesem Zusammenhang hält es der Wissenschaftsrat für notwendig, "daß das DIE seine Ressourcen künftig auch deutlicher auf die Analyse und Koordination der Infrastrukturen von Forschung und Praxis in der Erwachsenenbildung insgesamt konzentriert."

Um den Prozeß der Internationalisierung der Institutsarbeit weiter zu intensivieren, wird die Zahl der MitarbeiterInnen für die europäische und internationale Zusammenarbeit erhöht werden müssen.

Zukünftig ebenfalls verstärkt erfolgen sollte die wissenschaftliche Aufarbeitung von Praxiserfahrungen etwa in Promotions- und Habilitationsverfahren. Neben dem Institutsdirektor sollten auch die Abteilungsleiter gemeinsam mit einer Universität berufen werden.

In Zeiten der Flexibilisierung der Personalpolitik eher unüblich ist der Hinweis, die Weiterentwicklung von Daueraufgaben stoße durch den hohen Anteil von befristet beschäftigtem Drittmittelpersonal auf relativ enge Grenzen. Es bleibt zu hoffen, daß die Empfehlung zur schrittweisen Erhöhung des Anteils grundfinanzierter Stellen für Daueraufgaben auch bei den Zuwendungsgebern auf Gehör stößt.

Die Evaluationsergebnisse bestätigen den Weg des Instituts während der letzten Jahre. Auf der Grundlage systematischer Bedarfsanalysen wurden neue Abteilungen ("Fortbildung und Beratung") aufgebaut, das Publikationskonzept nutzerorientiert restrukturiert, Serviceleistungen und Öffentlichkeitsarbeit intensiviert. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Institut wurde durch Abteilungsbildungen gefördert, und die Kooperationen nach außen wurden weiter geöffnet. Für die MitarbeiterInnen des Instituts beinhaltet das Evaluationsergebnis eine deutliche und motivierende Einschätzung der Arbeitsleistung und konkrete Hinweise für die Umsetzung der Empfehlungen.

Motor dieser Entwicklungen in den letzten Jahren war der Direktor des Instituts, Prof. Dr. Ekkehard Nuissl. Die von ihm initiierte strategische Linie hat der Wissenschaftsrat nun bestätigt: "Es ist dafür Sorge zu tragen, daß die mit der Gründung des DIE e.V. erfolgreich eingeleitete Institutsentwicklung konsequent fortgeführt wird." DIE

Neue Mitglieder im DIE
Mitgliederversammlung des DIE e.V.

Neue Mitglieder im DIE e.V. sind:

- Johann Wolfgang von Goethe-Universität, Frankfurt/M.

- Deutscher Industrie- und Handelstag (DIHT)

- Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB)

- Deutscher Fernschul-Verband.

Bei der Mitgliederversammlung des DIE e.V. am 1. September 1997 in Frankfurt/M. wurden in den Verwaltungsrat gewählt:

- Prof. Dr. Willi Wolf, Philipps-Universität Marburg

- Prof. Dr. Erhard Schlutz, Universität Bremen

- Prof. Dr. Peter Hauck, Deutsches Institut für Fernstudien (DIFF)

- Andreas Seiverth, Deutsche Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE)

- Theo M. Länge, Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben

- Geerd Woortmann, Deutscher Industrie- und Handelstag.

Der Deutsche Volkshochschul-Verband ist durch Dr. Hans-Georg Lößl, Präsident der Bundeswehrhochschule München, im Verwaltungsrat vertreten. DIE

Leistungsbilanz
Volkshochschul-Statistik 1996

Das DIE hat den 35. Jahresband der Leistungsstatistik der deutschen Volkshochschulen vorgelegt. Er dokumentiert ausführlich institutionelle Merkmale, Personal, Finanzierung und die Veranstaltungen aller Volkshochschulen für das Berichtsjahr 1996.

Zusammenfassung: Die Auswertung für das Berichtsjahr 1996 in den alten Bundesländern zeigt: Zwar weist wie schon in den Vorjahren die Anzahl der Kurse noch einmal einen neuen Höchststand auf, doch die Zahl der Unterrichtsstunden nimmt weiterhin, wenn auch minimal, ab und mit ihr - weniger stark - die Zahl der Belegungen. In den neuen Bundesländern können die Volkshochschulen das Unterrichtsstundenvolumen ausbauen und verzeichnen bei einer im Vergleich zum Vorjahr um ein Zehntel höheren Anzahl von Kursen noch einen spürbaren Zugewinn an Belegungen.

Die Finanzierung der Volkshochschulen in den alten Ländern erreicht 1996 eine Höhe von knapp 1,5 Milliarden DM. Die Höhe der Zuschüsse von kommunaler Seite erfährt eine Zunahme um 5,4%, die Länderzuschüsse nehmen um 3% ab. Sogar um 14% sind die Fördermittel für Maßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit verringert. Die Einnahmen aus Teilnehmergebühren steigen weiter um 9% und machen inzwischen deutlich mehr als ein Drittel der Finanzierung aus. Die Finanzierung der Volkshochschulen in den neuen Ländern beträgt 127 Millionen DM. Der Anteil der kommunalen Zuschüsse liegt unter dem in den alten Ländern, wohingegen der Zuschußanteil der Länder den in den alten Ländern überschreitet. Infolge einer 44%igen Steigerung der Einnahmen aus Teilnehmergebühren liegt ihr Anteil nur noch wenig unter dem Anteil in den alten Ländern. Mittel der Arbeitsverwaltung erfahren jetzt auch in den neuen Ländern einen deutlichen Rückgang von 38%.

Die Verteilung in der Trägerschaft der 873 Volkshochschulen in den alten Ländern erweist sich schon mehrere Jahre als nahezu stabil. Nach der Gebietsreform in den neuen Ländern sind auch weiterhin im wesentlichen Kreise die Träger der nur noch 137 Volkshochschulen. Die Strukturveränderungen mit Zusammenlegungen von Kreis-Volkshochschulen sind im Vergleich zum Vorjahr nur noch geringfügig.

In der Summe der alten Länder hält der Trend eines kaum merklichen Ausbaus für das unbefristet angestellte hauptberufliche "Stammpersonal" im pädagogischen Bereich an. Das projektbezogen befristet angestellte planende und lehrende Personal wird dagegen weiter zurückgenommen. Der Rückgang beim Verwaltungspersonal setzt sich nicht fort. Allerdings ist der Ausbau im wesentlichen auf befristete Stellen beschränkt.

Der Frauenanteil in den alten Ländern verbleibt im pädagogischen Bereich weiter über 50%. Tendenziell nimmt hier der Anteil von planend zu lehrend Tätigen bzw. von unbefristeten zu befristeten Anstellungen zu. Im Verwaltungsbereich liegt der Frauenanteil bei über drei Viertel. In den neuen Bundesländern sind die Frauenanteile in allen Teilgruppen weiterhin deutlich höher als in den alten Ländern, im pädagogischen Bereich 65%, im Verwaltungsbereich 95%. Diese Anteile haben noch einmal zugenommen.

Alte Länder: Die Zahl der Kursveranstaltungen steigt um 1,5% auf 475 Tausend, die Zahl der Unterrichtsstunden sinkt aber um 0,3% auf 13,3 Millionen. Weiterhin 6,0 Millionen Belegungen zählt man nach einem leichten Rückgang um 0,1%. An der Entwicklung der Summen sind die VHS in den verschiedenen Bundesländern in unterschiedlicher Weise beteiligt, Ländern mit Einbußen stehen einige Bundesländer mit weiterhin geringfügigen Anstiegen gegenüber. Bei der Entwicklung der Unterrichtsstunden ist insbesondere zu berücksichtigen, daß Lehrgänge zum Nachholen von Schulabschlüssen in Berlin nicht mehr in Volkshochschulen durchgeführt werden.

Auch differenziert nach Stoffgebieten gibt es Unterschiede. Der Rückgang im Bereich "Sprachen" scheint nach den hohen Anstiegen in den Vorjahren - vor allem im Rahmen der durch Aussiedler ausgelösten Entwicklungen im Bereich Deutsch - inzwischen gestoppt. Das Unterrichtsstundenvolumen ist besonders im naturwissenschaftlich-technischen Bereich vergrößert. Die Bereiche handwerkliches und künstlerisches Gestalten sowie Hauswirtschaft verzeichnen leichte Rückgänge.

Das Leistungsvolumen der Volkshochschulen der neuen Bundesländer umfaßt 36,4 Tausend Kurse mit 1,4 Millionen Unterrichtsstunden und 449 Tausend Belegungen. Die stärkeren Zuwächse im Vergleich zu 1995 bei Kurszahlen (+10,2%) und Teilnahmezahlen (+7,9%) belegen steigende Nachfrage. Das Unterrichtsstundenvolumen kann nicht in gleichem Maße ausgebaut werden (+4,8%).

Der Anteil der Frauen an den Belegungen von Kursveranstaltungen schwankt in der Regel um einen Wert von 75%. Dabei gibt es 1996 so gut wie keinen Unterschied zwischen den alten (74,4%) und den neuen Ländern (74,3%).

In den alten Ländern kann man nicht weiter wie bisher von einer Verschiebung in der Altersstruktur von den jüngeren zu den älteren Teilnehmenden an Kursveranstaltungen bei etwa gleichbleibenden Anteilen der mittleren Gruppen - 25 bis unter 50 Jahre - sprechen. Eher verstärkt sich diese mittlere Gruppe auf über 60% zuungunsten der beiden Randgruppen. Die Teilnehmenden in den neuen Ländern sind wegen der leicht höheren Anteile der Gruppe der 18- bis unter 35jährigen durchschnittlich jünger. Ansonsten hat sich die Struktur 1996 schon stark angeglichen.

Die verfeinerte Erhebung zur Einteilung der Kursveranstaltungen nach ihrer Zeitorganisation hat sich vor allem im Hinblick auf die Beobachtung des Ausbaus besonderer Formen wie Tagesveranstaltungen, Wochenend- und Wochenkurse bewährt. Ihr Anteil steigt in den alten Bundesländern weiter auf 15% an. In den neuen Bundesländern machen solche Veranstaltungen bereits über 10% aus. Unverändert 10% der Kursveranstaltungen werden in den alten Bundesländern für besondere Adressatengruppen angeboten. In den neuen Bundesländern hat der Anteil jetzt 18% überschritten. Davon entfallen nur noch 5% auf Arbeitslose.

Die Zahl der Kurse in Zusammenarbeit mit der Arbeitsverwaltung nahm in den alten Ländern vor allem im Bereich der Auftragsmaßnahmen im Berichtsjahr weiter merklich auf 1.433 ab. In den neuen Bundesländern führten die Volkshochschulen 1996 175 Maßnahmen durch, die von der Bundesanstalt für Arbeit gefördert wurden.

Die Beteiligung an Prüfungen hat sich in den alten Bundesländern für den Hauptschulabschluß und die Fachhochschulreife/den Fachoberschul-Abschluß verstärkt. Die herausragende Stellung der Abiturprüfungen in den neuen Ländern vor den Haupt- oder Realabschlußprüfungen verringert sich weiter.

Einzelveranstaltungen haben in den alten Bundesländern noch einmal um 0,4% abgenommen. Die 74,2 Tausend Veranstaltungen verzeichneten Teilnahmezahlen von nur noch 2,6 Millionen. Auch in den neuen Bundesländern wurden mit 4,3 Tausend Einzelveranstaltungen nicht mehr so viele wie im Vorjahr durchgeführt. Sie zogen nur noch 77 Tausend BesucherInnen an. Die Zahl der Studienfahrten und Exkursionen steigt sowohl in den alten wie in den neuen Bundesländern, und zwar auf insgesamt 9,7 Tausend, während die Zahl der Studienreisen insgesamt auf 2,7 Tausend fällt.

Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) dankt den MitarbeiterInnen von Volkshochschulen und Volkshochschul-Landesverbänden für ihr Engagement bei der Erstellung der statistischen Daten für das Kalenderjahr 1996.

Information: Information-Dokumentation-Kommunikation, Klaus Pehl, Tel. 069/95626-132, Fax -206, e-mail: pehl@em.uni-frankfurt.de.

Veränderte Volkshochschul-Statistik zum Berichtsjahr 1998

Die letzten beiden größeren Änderungen der im Rahmen der Volkshochschul-Statistik erfaßten Merkmale wurden zu den Berichtsjahren 1987 und 1991 umgesetzt. 1987 handelte es sich um eine Aktualisierung und Ausdifferenzierung des Klassifikationsschemas für Kursveranstaltungen nach ihren Inhalten in Fachgebiete. Die Änderung für 1991 zielte auf die Unterscheidung der Funktionsschwerpunkte "vorwiegend planend tätig" bzw. "vorwiegend lehrend tätig" beim hauptberuflichen pädagogischen Personal sowie auf die Ausdifferenzierung bei allen Personalgruppen nach Geschlecht. Außerdem wurden 1991 die Leistungsdaten der Volkshochschulen in den neuen Bundesländern in die Volkshochschul- Statistik integriert.

Für das Berichtsjahr 1998 ist eine Ablösung der "klassischen" Stoffgebiete, die in ihren Ursprüngen aus den frühen 70er Jahren stammen, durch ein zeitgemäßeres System von sechs Programmbereichen von den Gremien des DVV beschlossen worden. Die Bemühungen, dieses System mit einem Produktplanentwurf Volkshochschule der Kommunalen Gemeinschaftsstelle (KGSt) abzustimmen, waren erfolgreich. Die Feineinteilung unterhalb der Programmbereiche ist so gewählt, daß die Aussagekraft im Großen verbessert, die Kontinuität im Kleinen aber nicht unterbrochen wird. Das bedeutet, daß die Option für wichtige Längsschnittanalysen auf lokaler Ebene oder auf der Landes- und Bundesebene weiter besteht. Die zentrale Neuerung für 1998 ist die Ablösung der traditionellen Stoffgebietseinteilung, wie sie auf der Basis eines KGSt- Gutachtens ab 1977 für die Volkshochschul-Statistik eingesetzt wurde, durch sechs Programmbereiche:

1. Politik - Gesellschaft - Umwelt

2. Kultur - Gestalten

3. Gesundheit

4. Sprachen

5. Arbeit - Beruf

6. Grundbildung - Schulabschlüsse.

Die sechs Programmbereiche bilden eine Folie für ein zeitgemäßeres Abbild der Programmstrukturen, mit denen die Volkshochschulen ihr Bildungsprogramm den Bürgern gegenüber präsentieren. Insofern entspricht die neue Systematik stärker einem modernen kommunalen Dienstleistungszentrum für Erwachsenenbildung als die bisherige rein fachliche. Sie ermöglicht, in griffigerer Weise das Veranstaltungsprofil von Einrichtungen oder aggregiert von den Einrichtungen eines Gebiets (Kreis, Region, Regierungsbezirk, Land, Bundesrepublik) darzustellen. Bei den Arbeiten an Konzepten zur Einführung neuer Steuerungsmodelle im kommunalen Kulturbereich hat die KGSt die sechs Programmbereiche zur Abgrenzung von Volkshochschul-Produkten in einem 1997 veröffentlichten Produktplan übernommen. Damit ist für diejenigen Volkshochschulen, die den KGSt-Produktplan übernehmen wollen, ein dazugehöriges Berichtssystem mit der Volkshochschul-Statistik verträglich.

Der Ausschuß Weiterbildung der Kultusministerkonferenz (KMK) hat die Systematik der Programmbereiche der Volkshochschul-Statistik den 1997 begonnenen Arbeiten an einer Aktualisierung des sogenannten KMK-Minimalprogramms für eine Weiterbildungsstatistik zugrunde gelegt.

Eine wichtige Qualität der Volkshochschul-Statistik ist, daß sie nicht bei einer groben Einteilung der Kursveranstaltungen stehenbleibt, sondern schon seit 1977 eine weitere Differenzierungsstufe nach über 90 Fachgebieten einsetzt. Mit der Einarbeitung der Programmbereiche mußten die Fachgebiete neu zugeordnet werden. Dabei war einerseits die Option zur Bildung von langfristigen Zeitreihen möglichst zu erhalten. Andererseits waren einzelne Fachgebiete mit zeitgemäßeren Benennungen zu versehen oder auch Ausdifferenzierungen vorzunehmen.

Die vermehrte Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechniken bei den Volkshochschulen, den VHS- Landesverbänden und im DIE gibt neue Möglichkeiten, die Datenbeschaffung zu erleichtern und die Übermittlung und Erfassung zu beschleunigen. Darüber hinaus ist auch die Entwicklung von neuen, über die Publikation eines Jahresbandes hinausgehenden Angeboten des Auswertungsservice des DIE ohne sie nicht denkbar.

Bereits 1962 wurde der erste Jahresband für eine statistische Zusammenstellung der Leistungsdaten der deutschen Volkshochschulen von der Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes herausgegeben. Datenerhebung, Aufbereitung und Auswertung für die Volkshochschul-Statistik blieben wichtige Bestandteile der Institutsarbeit auch nach Aufnahme der PAS/DVV 1976 in die "Blaue Liste" der gemeinsamen Wissenschaftsförderung von Bund und Ländern. Dies wurde durch die 1997 erfolgte Überprüfung des inzwischen in Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE) umbenannten Instituts durch den Wissenschaftsrat bestätigt. Damit ist eine Basis dafür geschaffen, daß das ab 1998 rechtlich selbständige DIE mit dem DVV vereinbart, die bisherigen Arbeiten an der Volkshochschul-Statistik weiterzuführen und den entwickelten Service weiter auszubauen. Dazu soll auch die Herausgabe des Jahresbandes "Volkshochschul-Statistik" gehören.

Das DIE hat im Juli 1997 über die Weiterentwicklung der Volkshochschul-Statistik informiert und eine Handreichung für Volkshochschul-Landesverbände, Volkshochschulen und Programmhersteller erstellt:

Klaus Pehl, Gerhard Reitz: "Was ist neu?" - Handreichung zur Umstellung auf die neugestaltete Volkshochschul- Statistik ab 1998. Frankfurt/M.: DIE 1997

Weitere Hilfen, um auch den Datenaustausch zwischen den beteiligten Einrichtungen zu verbessern, so daß der Umstellungsaufwand minimiert werden kann, sind in Vorbereitung.

Information: Information-Dokumentation-Kommunikation, Klaus Pehl, Tel. 069/95626-132, Fax -206, e-mail: pehl@em.uni-frankfurt.de.

"Selbstorganisiertes Lernen als Problem der Erwachsenenbildung"

DGfE-Jahrestagung 1997 in Frankfurt/M.
Die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Sektion Erwachsenenbildung, wird gemeinsam von der Universität Frankfurt/M. und dem DIE vom 3. bis 5. Oktober 1997 veranstaltet. Das Entrée der Veranstaltung bildet eine Podiumsdiskussion in der Universität mit VertreterInnen aus Bildungspolitik und Bildungsforschung zum Thema "Karriere des selbstorganisierten Lernens". Am 4. Oktober werden dann am DIE in fünf verschiedenen Arbeitsgruppen Referate gehalten, um das Verhältnis des selbstorganisierten Lernens zu den Themenkomplexen "Institution, Didaktik, Betriebe, soziale Welten und neue Medien" zu sondieren. Moderiert werden die Arbeitsgruppen von den Professoren Ekkehard Nuissl, Rolf Arnold, Harald Geißler, Jürgen Wittpoth, Jochen Kade und Karin Derichs-Kunstmann. Im Anschluß an die Mitgliederversammlung der Sektion am Sonntag wird die Tagung mit einem Referat von Prof. Dr. Siegfried Greif: "Selbstorganisation aus psychologischer Sicht" beendet.

Information: Dieter Nittel, Tel. 069/95626-111

Erwachsenenbildung in einer multikulturellen Gesellschaft

Workshop mit dem IIZ/DVV
Das von dem multinationalen Sokrates-Projekt "Learning to live in a multicultural society" entwickelte Handbuch stand im Mittelpunkt eines Workshops, der Ende Juni/Anfang Juli 1997 in Kooperation mit dem Institut für Internationale Zusammenarbeit des DVV (IIZ), dem Landesinstitut für Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen und dem DIE angeboten wurde. Ausgewählte ExpertInnen diskutierten darüber, inwieweit die in dieser Handreichung gesammelten Informationen und die dokumentierten Arbeitsansätze für die Praxis der interkulturellen Arbeit in Deutschland von Bedeutung sind.

Der vom DIE gemeinsam mit britischen und deutschen ExpertInnen vorbereitete Workshop diente neben der Präsentation des Handbuchs insbesondere auch der Herstellung eines Fachdiskurses zum Stand der interkulturellen Arbeit bzw. zur Bildungsarbeit mit MigrantInnen. Dementsprechend nahm der Austausch über die eigene Arbeit bei den VertreterInnen der anwesenden Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen (u.a. Volkshochschule Frankfurt, Internationales Haus Sonnenberg, Anti-Rassismus Informations-Zentrum NRW, Bildungs- und Sozialwerk des Deutschen Beamtenbundes Köln), der Verbände und selbstorganisierten Initiativen (z.B. Azadeh e.V. Braunschweig, Informationszentrum für Rassismus- Forschung e.V. Marburg, Bildung und Beratung für interkulturelle Verständigung Berlin, Arbeitsstelle für interkulturelles Zusammenleben des evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln) einen breiten Raum ein. Dabei wurde deutlich, daß neben die Weiterentwicklung der Bildungsangebote für MigrantInnen auch Fortbildungsangebote für Einheimische und MigrantInnen treten müssen, in denen interkulturelle Kompetenzen entwickelt werden können.

Insgesamt bot der Workshop ein Forum für den Austausch der unterschiedlichen Arbeitskonzepte und wirkte damit der Vereinzelung der unterschiedlichen Akteure entgegen.

Das Handbuch selbst versucht, die Perspektiven der sechs an dem Projekt beteiligten Länder (Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, Niederlande, Deutschland) auf das Thema zu bündeln und gleichzeitig die deutsche Situation so zu berücksichtigen, daß es für die hiesigen BildungspraktikerInnen nützliche und übertragbare Anregungen enthält. Die TeilnehmerInnen bewerteten die darin enthaltenen Länderberichte, Fallstudien und Checklisten als positive Ergänzung und konkrete Arbeitsmittel für die eigene Bildungsarbeit, als Fundgrube für Ideen und Konzepte, als Diskussionsgrundlage und allgemeine Information und darüber hinaus als Material für die Fortbildung von MultiplikatorInnen, Teams und Organisationen.

Die kreative Arbeitsatmosphäre und die zahlreichen Vorschläge der TeilnehmerInnen brachten für das europäische Projekt den für die endgültige Fertigstellung notwendigen positiven Energieschub: Eine so direkte und positiv-kritische Resonanz auf das erarbeitete Werk hatten die "MacherInnen" und die britische Autorin und Trainerin Stella Dadzie, die die Anregungen für die Bildungspraxis formuliert hatte, bisher noch nicht erlebt.

Großen Anteil für die auch in der Form gelungene gemeinsame Arbeit hatte die verbindliche und verbindende Moderation von Austen Peter Brandt, Phoenix-Anti-Rassismus Training, und Matilde Grünhage-Monetti, DIE. Eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit konnten sich die Beteiligten gut vorstellen - in einer Umsetzung des Handbuchs in Fortbildungen und Fortbildungskonzepten und auch durch einen bundesweit moderierten Dialog.

Information: Felicitas von Küchler, Tel. 069/95626-173, Matilde Grünhage-Monetti, -137

"Fokus Alltag: Neue Bildungsperspektiven für Frauen"

Lebhafte Resonanz fand das Anfang Juni 1997 in Bonn mit Teilnehmerinnen aus Hochschule und Bildungspraxis durchgeführte Seminar 'Fokus Alltag: Neue Bildungsperspektiven für Frauen'. Durch die konzeptionelle Orientierung am Lebensalltag stellte die Kooperationsveranstaltung der Stiftung Verbraucherinstitut, Berlin, und des DIE gewohnte Grenzen zwischen den Disziplinen und Fachbereichen in Frage. Statt dessen traten Formen, Probleme und Konsequenzen geschlechtstypischer Arbeitsteilung für Frauen in den Vordergrund.

Mit spezifisch zum Thema passenden Arbeitsmethoden motivierte das Leitungsteam (Hildegard Mackert, Stiftung Verbraucherinstitut, Angela Franz-Balsen und Angela Venth, beide DIE) die Teilnehmerinnen dazu, den Ansprüchen und Widersprüchen der Alltagsbewältigung im persönlichen wie im beruflichen Handlungsfeld auf die Spur zu kommen. Aus scheinbar privaten Dilemmata geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung konnten so unerkannte Konsequenzen präzisiert und Anforderungen für die Übernahme von Verantwortung im öffentlichen Raum - insbesondere im Kontext von Initiativen der Lokalen Agenda 21 - formuliert werden.

Als neuer und vielversprechender Versuch, private Anliegen in politische zu transzendieren, unterstützte das Seminar vor allem professionelle Perspektiven für die Entwicklung und Durchführung integrativer Angebote in der Erwachsenenbildung. Das DIE wird im Frühjahr 1998 ein inhaltlich vergleichbares Seminar für Frauen und Männer ausschreiben.

Information: Planung und Entwicklung: Kultur und Lebenswelt, Angela Venth, Tel. 069/95626-134

XI. Internationale Deutschlehrertagung in Amsterdam

Unter dem Motto Deutsch in Europa und in der Welt - Chancen und Initiativen wurden bei der XI. Internationalen Deutschlehrertagung Anfang August 1997 aktuelle und relevante Fragen des Deutsch-als-Fremdsprache-Lernens im In- und Ausland diskutiert; sie reichten von der Sprachpolitik bis zu Aspekten des Textverstehens. Wie auch bei anderen Fremdsprachen zeigt sich im Bereich Deutsch als Fremdsprache die Notwendigkeit einer stärkeren Berufsorientierung immer deutlicher. Dabei geht es jedoch nicht um Fachsprachenunterricht, sondern um bestimmte Spezifika von im Berufs- und Arbeitszusammenhang verwendeter Sprache. In diesem Zusammenhang von zentraler Bedeutung ist auch der Begriff Schlüsselqualifikationen. Diese Entwicklung greift das DIE-Projekt 'Deutsch am Arbeitsplatz' (DaA) auf, das eine Grundlage für Sprachniveaus im Bereich des berufsorientierten Deutschunterrichts entwickelt. Bei einer Präsentation von Arbeitsergebnissen des Projektes in einem Podiumsbeitrag im Bereich 'Berufsbezogener Deutschunterricht' und in anschließenden Diskussionen wurde deutlich, daß es sich beim berufsorientierten DaF-Unterricht nicht um Fachsprachenunterricht handelt, da von den meisten Adressaten ein starker Bezug zu ihrem konkreten Aufgabenbereich gewünscht wird. In heterogenen Kursen mit berufsspezifisch nicht ausgebildeten KursleiterInnen stößt man mit diesen Erwartungen schnell an Grenzen, die aber durch neue Formen der Lernorganisation (Selbstlernen unter Einbezug von computergestützten Multimedia-Programmen) überwunden werden können.

Information: Planung und Entwicklung: Sprachen, Gerhard von der Handt, Tel. 069/95626-150, Barbara Laue - 145

DIE - Mitglied im neuen 'Europäischen Rat für Sprachenlernen'

Seit dem Gründungsdatum 3. Juli 1997 ist das DIE Mitglied im European Language Council (ELC) oder Conceil Européen pour les Langues (CEL), wie sich die in Lille mit maßgeblicher Unterstützung der EU-Kommission gegründete Einrichtung nennt. Mitglieder können Einrichtungen aus dem nachschulischen höheren Bildungsbereich ("institutions of higher education") werden, im allgemeinen Universitäten oder Forschungsinstitute.

Das Ziel dieses 'Europäischen Rats für Sprachenlernen' ist die quantitative und qualitative Weiterentwicklung der Sprachenkenntnisse in der Europäischen Union. Zu den zentralen Themen gehören u.a. Mehrsprachigkeit, selten gelernte Sprachen, interkulturelle Kommunikation und neue Technologien. Auch die Weiterentwicklung von Kompetenznachweisen im Sprachenbereich, insbesondere im Hinblick auf neue Kommunikations- und Informationsformen, gehört zu seinen Aufgaben. Die insgesamt dreitägige Veranstaltung diente der Klärung eines Grundkonsenses hinsichtlich des Aufgaben und Ziele von CEL/ELC.

In einem zweiten Abschnitt wurde in Workshops detailliert und z.T. projektbezogen zu den zentralen Aufgabengebieten weiterdiskutiert.

Durch seine Mitgliedschaft wird das DIE über seine bestehenden internationalen Kontakte mit Trägern der Erwachsenenbildung die Zusammenarbeit mit universitären Einrichtungen im Felde des Sprachenlernens intensivieren können.

Information: Planung und Entwicklung: Sprachen, Gerhard von der Handt, Tel. 069/95626-150

Zweiter Arbeitsmarkt und regionale Strukturentwicklung

Im Rahmen des DIE-Projektes REGIO trafen sich am 27./28.8.1997 die Geschäftsführer der am REGIO-Projekt beteiligten Kooperationspartner und Vertreter des wissenschaftlichen Projektbeirats zu einer gemeinsamen Konferenz in der Arbeits-, Beschäftigungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft (ABS) "Erzgebirge" in Scharfenstein. Der erste Tag diente hauptsächlich der Darstellung der derzeitigen Entwicklung in den sieben Beschäftigungs- und Qualifizierungseinrichtungen, die insgesamt ca. 5.000 TeilnehmerInnen beschäftigen bzw. qualifizieren.

Überraschend war, daß sich die materiellen und strukturellen Einschränkungen, die sich aus dem neuen Arbeitsförderungsreformgesetz (AFRG) ergeben, nicht im Abbau des Personals niederschlugen - wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Während im Osten Mittel des Europäischen Sozialfonds und andere nicht AFRG-finanzierte Möglichkeiten (z. B. Garantiefonds für die Arbeit mit AussiedlerInnen) die AFRG-Reduzierungen annähernd kompensierten, gelang es den vertretenen West-Einrichtungen, durch das Erschließen neuer Geschäftsfelder (z. B. Ausbildung zum Gästebetreuer, Dienstleistungsangebote für private Nachfrager) das Personal zu halten.

Völlig anders stellt sich die Situation im Bereich der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen dar. Sollten die derzeitigen finanziellen Restriktionen nicht gelockert werden, ist in den einzelnen Beschäftigungsgesellschaften mit einem Rückgang der Beschäftigten um über 50% im Laufe der nächsten Monate zu rechnen. Gravierender wird dabei der zwangsläufig damit verbundene Anstieg der Arbeitslosenzahlen sein, die in den vertretenen Regionen Erzgebirge und Mecklenburg-Strelitz bereits heute deutlich über 20% liegen und faktisch in einzelnen Gemeinden die 50%-Marke überschritten haben.

Welche Konsequenzen das für die regionale Wirtschaftsstruktur haben wird, wurde am Beispiel der ABS Erzgebirge verdeutlicht, die derzeit jährlich für ca. 6 Mio. DM Aufträge an das örtliche Handwerk bzw. den örtlichen Handel vergibt. Ein Zusammenbrechen des zweiten Arbeitsmarktes hätte daher auch negative Konsequenzen für die Entwicklung des sog. ersten Arbeitsmarktes.

Welche Bedeutung die ABS für die Entwicklung der regionalen Infrastrukturen haben, wurde am zweiten Konferenztag deutlich, bei dem die Besichtigung verschiedener ABM-Projekte und Diskussionen mit den dortigen MitarbeiterInnen im Mittelpunkt standen. Die ABM-Projekte, die vom Ausbau der touristischen Infrastruktur über Renaturierungsarbeiten und soziale Projekte bis hin zum Aufbau eines Heimatmuseums reichten, zeigen, daß der dringend notwendige Ausbau der regionalen Infrastruktur gerade in strukturschwachen Regionen ohne die Arbeit der Beschäftigungseinrichtungen nicht geleistet werden könnte.

Deutlich wurde auch, wie unterschiedlich die Funktion der Beschäftigungs- und Qualifizierungseinrichtungen in Ost und West nach wie vor ist: Während im Osten die "Normalarbeitnehmer" aus der gesellschaftlichen Mitte das Gros der MitarbeiterInnen stellen und die Existenz der Gesellschaften eine regionale Selbstverständlichkeit darstellt, die keiner zusätzlichen Legitimation bedarf, sind sie im Westen vorrangig Einrichtungen für marginalisierte Gruppen. Wie eine Reintegration dieser Gruppen in Erwerbsarbeit möglich ist, wurde eindrucksvoll am Beispiel des Modellversuchs "Qualifizierung langzeitarbeitsloser SozialhilfeempfängerInnen" bei der Neuen Arbeit Saar demonstriert. Dort wird in einem modularen System, das leittextorientiert aufgebaut ist, erfolgreich versucht, diese Zielgruppe in einer dreijährigen Maßnahme zum Berufsabschluß zu bringen.

Die Konferenz, die von der ABS Erzgebirge hervorragend organisiert und ausgestaltet worden war, würdigte abschließend die Arbeit des REGIO-Projekts nicht nur im Hinblick auf seine Qualifizierungsangebote für das leitende und das pädagogisch tätige Personal dieser Einrichtungen, sondern auch im Hinblick auf die wichtigen Impulse, die das Projekt im Bereich regionaler Strukturentwicklung gegeben hat, und für die Moderation der angelaufenen Vernetzungsprozesse unterschiedlicher Politik- und Aktionsfelder.

Die kooperierenden Einrichtungen waren sich einig in der Einschätzung, daß diese Arbeit fortgeführt werden muß, und wollen dies auch gegenüber der weiterbildungspolitischen Ebene deutlich machen.

Information: Planung und Entwicklung: Berufliche Weiterbildung, Gerhard Reutter, Tel. 069/95626-115