Monika Tröster die_logo1a.gif (1181 Byte) Juni 1999


Netzwerk Grundqualifikationen – Bilanz zum Projektende

Das DIE-Projekt "Netzwerk Grundqualifikationen", gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, hat auch im letzten Jahr der zweijährigen Förderphase wesentliche Impulse für den Bereich Alphabetisierung und Grundbildung gegeben und die vorhandenen Strukturen für eine Vernetzung genutzt bzw. erweitert.

In der modernen Informations- und Kommunikationsgesellschaft sind vielfältige und komplexe Fähigkeiten und Fertigkeiten gefordert, um in dieser Gesellschaft zu bestehen; dazu zählen u.a. Leistungsfähigkeit, Wissen, Flexibilität und Anpassungsbereitschaft - und zwar zunehmend in allen Bereichen. Auch der Bereich Grundbildung ist davon berührt, denn ein "gewisses Maß an Grundqualifikationen" wird heutzutage vorausgesetzt. Jedoch besteht kein Einverständnis darüber, was Grundbildung ausmacht und was sie beinhaltet. Es ist vielmehr so, daß verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterschiedliche bzw. spezifische Sichtweisen haben und dementsprechend Anforderungen ableiten. So werden beispielsweise seitens der Wirtschaft auch in den sogenannten einfachen Berufen hohe Anforderungsprofile erhoben, die Fertigkeiten und Fähigkeiten in sich wandelnden Kontexten verlangen. Da sich das Konzept der Grundqualifikationen zunehmend dynamisiert und individuellen Anteile mehr und mehr betont werden, gerät der Begriff Grundqualifikationen nunmehr in ein gesamtgesellschaftliches Spannungsfeld. Zu den gegenwärtigen Entwicklungen ist vom DIE Netzwerk Grundqualifikationen eine intensive Diskussion initiiert worden; wichtige Ergebnisse werden in der DIE-Reihe Perspektive Praxis unter dem Titel "Spannungsfeld Grundbildung" veröffentlicht.

Angesichts dieser gravierenden Entwicklungen hat das DIE-Netzwerk, angelehnt an die Methode der Zukunftswerkstatt, die Veranstaltung "Zukunftsentwürfe für Grundqualifikationen" durchgeführt, um gemeinsam mit Expert/innen innovative Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln. Teilgenommen haben Vertreter/innen aus der Wissenschaft, verschiedenen Bereichen der Praxis (Allgemeine und Berufliche Bildung), der Lehrerfort- und Weiterbildung, der Bildungsadministration, der Wirtschaft und der Gewerkschaften. Ausgehend von einem Rückblick auf 20 Jahre Alphabetisierung und einer Bilanz der derzeitigen Situation im Bereich Grundbildung und Grundqualifikationen wurde zu drei Themenkomkplexen gearbeitet: Inhalte/Methoden/Konzepte, Strukturen/Gesellschaft sowie Kooperation/Vernetzung. Vorrangige Aspekte bzw. Fragestellungen, zu denen Perspektiven erarbeitet wurden, waren: der Diskurs über Grundbildung im 21. Jahrhundert, die Frage, wie die Kluft zwischen Qualifikationsanforderungen und Kompetenzprofilen Geringqualifizierter überbrückt werden kann und schließlich, als Herausforderung, die Frage nach einer größeren Akzeptanz und Anerkennung des Grundbildungsbereichs. Interessante Projektideen sind kreiert worden, und es wurden konkrete Kooperationsvorhaben formuliert. Eine Dokumentation der Veranstaltung ist erschienen.

Innerhalb der Projektarbeit kommt den Fortbildungsseminaren ein besonderer Stellenwert zu. Die Zusammensetzung der Seminarteilnehmenden ist hervorzuheben, denn es waren Lehrende und Ausbildende aus der Allgemeinen und auch aus der Beruflichen Bildung vertreten. Aus unterschiedlichen Perspektiven erfolgten ein Austausch, eine Verständigung über Grundqualifikationen, und es gab Annäherungen an eine veränderte, neue Lernkultur. Mittelpunkt der personenbezogenen Arbeitsweise war es, "gemeinsam Lernprozesse in einem Kurs, einer Ausbildungsgruppe etc. zu initieren", wozu u.a. gehört, Ungewißheit zuzulassen und die Reflexion zu fördern. Die unterschiedliche Zusammensetzung hat sich als fruchtbar erwiesen und zu Annäherungen zwischen den Bereichen geführt. Die Seminare sind evaluiert worden, wobei ein besonderer Akzent auf Transferleistungen in berufliches Alltagshandeln gelegt wurde.

Eine wesentliche Aufgabe des Projektes bestand in der Multiplikation und Dissemination von Informationen sowie in der Bereitstellung von Serviceleistungen. So hat das Projekt einen Informationsdienst herausgegeben, der auch über die DIE-Homepage abgerufen werden kann. Über die laufenden Aktivitäten ist zudem regelmäßig in verschiedenen Fachzeitschriften berichtet worden. So konnte der Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen verschiedenen Institutionen und Bereichen befördert und eine Verbesserung der Kommunikation und Kooperation erzielt werden. Ein in einer Zeitschrift für Arbeitnehmer erschienener Beitrag führte dazu, daß die Thematik auch in diesen Kreisen eine größere Öffentlichkeit erfahren konnte. Insgesamt hat das Projekt eine äußerst intensive Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Zu den Aktivitäten zählten: Mitwirkung an Expert/innengesprächen im Rundfunk und im Fernsehen, Beteiligung an Podiumsdiskussionen, zahlreiche Beiträge für die Printmedien sowie eine Ausstellung und Workshops im Rahmen der Wissenschaftstage der Stadt Frankfurt. Somit hat das Projekt in den vergangenen zwei Jahren dazu beigetragen, daß das Thema Grundqualifikationen eine hohe Aufmerksamkeit erfahren hat und die Notwendigkeit von umfassenden und übergreifenden Maßnahmen und Angeboten mehr und mehr erkannt wird.

Als wissenschaftliche Serviceleistung hat das DIE-Netzwerk Grundqualifikationen zahlreiche Anfragen aus dem Hochschulbereich beantwortet. Dabei ist eine Ausweitung der Disziplinen festzustellen. Außer den Bereichen Erziehungswissenschaften, Lehramtsstudium, Germanistik und Linguistik sind auch Kommunikationswissenschaften sowie Grafik- und Design-Studiengänge zu nennen, aus denen Nachfragen kommen und Betreuung von Diplomarbeiten gewünscht wird.

Das DIE ist daran interessiert, diesen wichtigen Bildungsbereich auch zukünftig offensiv und konstruktiv weiterzuentwickeln und zu verstetigen. Zur Zeit koordiniert das Institut ein transnationales Projekt im Rahmen des SOKRATES-Programms der Europäischen Union; Ziel ist, ein Trainingsmodul zur Qualifizierung des Ausbildungspersonals von Personen mit geringer Grundbildung zu entwickeln.

Information

Monika Tröster
Fortbildung und Beratung
Tel. 069/95626-168
Fax 069/95626-209
E-Mail: troester@die-frankfurt.de


Monika Tröster: Netzwerk Grundqualifikationen - Bilanz zum Projektende. Online im Internet – URL: http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-1999/troester99_01.htm
Dokument aus dem Internet-Service des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung e. V. – http://www.die-frankfurt.de/esprid