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Grundqualifikationen

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Wohin führt der Weg?

rechts Das Spannungsfeld der Grundqualifikationen
rechts Zukunftsentwürfe für Grundqualifikationen
rechts Anhörung: Weiterbildung
rechts SOKRATES-Projekt im Bereich
Grundqualifikationen am DIE
rechts Fähigkeiten zum Überleben im 21.Jahrhundert
rechts Eskimo in Namibia
rechts Bewertungssysteme nicht-formalen Lernens
als Zugang zur Weiterbildung
rechts Bundesverband Alphabetisierung e.V.
rechts DIE-Veranstaltungen
rechts Sonstige Veranstaltungen

zum Anfang ..Das Spannungsfeld der Grundqualifikationen

Mit den Veränderungen unserer Lebens- und Arbeitswelt hat sich der Begriff der Grundqualifikation verschoben: er beinhaltet nicht mehr nur eine bestimmte Ansammlung von Fertigkeiten, sondern vor allem dynamische und flexible Fähigkeiten. Damit verliert er seine formal bestimmte Übersichtlichkeit, nicht mehr das Haben bestimmter Fertigkeiten ist ausschlaggebend, sondern das Handeln, Umgehen mit diesen Fertigkeiten. Die Dynamisierung des Konzepts und die Betonung der individuellen Anteile (Eigenaktivität, persönliche Fähigkeiten) bringt den Begriff der Grundqualifikation sehr viel deutlicher in ein gesamtgesellschaftliches Spannungsfeld, als dies beim hergebrachten Begriff der Fall ist. Als Spannungspole stehen sich unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen (solche der Wirtschaft und des Staates) mit ihren jeweiligen Sichtweisen und Ansprüchen und die Individuen gegenüber, die Wünsche, Bedürfnisse, Forderungen an die gesellschaftlichen Gruppen herantragen. Grundqualifikation wird damit zu einem deutlich relationalen Begriff: er bestimmt sich aus einer Perspektive und in Bezug auf Ansprüche. Seine Definition ist daher abhängig von der gewählten Perspektive und vom gewählten Bezug. Die normative Verbindlichkeit des hergebrachten Begriffs ist durch eine Vielfalt ersetzt. Hinzu kommt, daß durch die erwähnte Dynamisierung der Begriff nicht mehr als vollständiger bestimmbar ist, sondern gerade wegen der aufgenommenen Flexibilität offen ist und bleiben muß. Die Projektfachgruppe "Konzeption Grundqualifikationen" des DIE-Netzwerkes möchte der Offenheit des Begriffs Rechnung tragen, zugleich die Vielfalt der Perspektiven bestimmen, um klare Handlungsmöglichkeiten im gesamtgesellschaftlichen Spannungsfeld formulieren zu können.

Veränderte Lernkultur

Angesichts der gesamtgesellschaftlichen Veränderungen steigen die Qualifikationsanforderungen in allen Bereichen. Die Vermittlung von Grundqualifikationen stellt das lehrende und ausbildende Personal in der allgemeinen und beruflichen Bildung vor Herausforderungen. Es werden sowohl dem Personal als auch den TeilnehmerInnen, Auszubildenden und SchülerInnen veränderte neue Kompetenzen abgefordert. Die gesellschaftlichen Umbrüche wirken sich auch auf Lernen und Lernprozesse aus; es geht um die Entwicklung einer neuen Lernkultur. Im Rahmen des Netzwerkprojekts hat Fortbildung einen hohen Stellenwert, da die Qualifizierung des Personals Voraussetzung für Qualität ist. Es werden Seminare zu dem Thema "Problems are our friends - gemeinsam Lernprozesse initiieren" durchgeführt. Um erfolgreiches Lernen zu ermöglichen, gilt es, Faktoren aufzuspüren bzw. zu entdecken, die diese Prozesse stören und erschweren. Dabei kommt es u.a. zunehmend auf folgende Fähigkeiten an: sich einlassen, Ungewißheit zulassen, Reflexion fördern und Fehler als Lernanlässe akzeptieren – Umwege führen zu neuen Zielen. Die Fortbildungsseminare werden nach dem DIE-Konzept der forschenden Fortbildung in einer Projektfachgruppe evaluiert. Von Interesse ist die Übertragbarkeit auf das berufliche Alltagshandeln; eine Fortbildungskonzeption wird entwickelt.

zum Anfang ..Zukunftsentwürfe für Grundqualifikationen

ExpertInnen treffen sich

Im Rahmen des DIE-Projektes "Netzwerk Grundqualifikationen" findet im November eine Veranstaltung statt, zu der ExpertInnen aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft, der Praxis, der Bildungsadministration, der Wirtschaft und der Gewerkschaft eingeladen sind. Angelehnt an die Methode der Zukunftswerkstatt soll zunächst ein gemeinsamer Rückblick auf 20 Jahre Alphabetisierung und eine Bilanz der derzeitigen Situation im Bereich Grundbildung erfolgen. Zu ausgewählten Fragestellungen und Problemen, die uns heute beschäftigen, sollen dann Visionen und phantasievolle Lösungsansätze entwickelt werden, die schließlich im dritten Schritt einer Realisierungsprüfung unterzogen werden. Angestrebt werden möglichst konkrete Perspektiven und Umsetzungsideen sowie Kooperationsvereinbarungen. Hierzu soll in besonderer Weise das theoretische und praktische ExpertInnenwissen der Teilnehmenden bezüglich der Inhalte, der Strukturen und der Organisationen einbezogen und genutzt werden.

Information: DIE-Projekt NET, siehe auch Veranstaltungshinweise

zum Anfang ..Anhörung: Weiterbildung

Im März 1998 hat der Deutsche Gewerkschaftsbund unter Beteiligung der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien im "Wasserwerk" in Bonn eine Fachtagung durchgeführt. Herauszustellen ist, daß erstmalig in diesem Kontext eine "Anhörung" zum Thema Weiterbildung stattgefunden hat.

Bezüglich Alphabetisierung/Grundbildung gibt es unterschiedliche bzw. gegensätzliche Positionen. Während Doris Odendahl, MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Forschung, das Recht auf (Weiter-)Bildung forderte und in dem Zusammenhang darauf einging, daß Alphabetisierung nicht freien Bildungsangeboten überlassen werden könne, sondern daß die öffentlich verantwortete Weiterbildung gefordert sei, meinte ein Vertreter der Wirtschaft "Wenn sich überhaupt Analphabeten in Betrieben finden lassen, werden sie wohl kaum an Weiterbildungsangeboten teilnehmen".

Es wurde der Aufruf "Allianz des Aufbruchs – Plattform Weiterbildung" verabschiedet.

Information: DGB Bundesvorstand, Abteilung Bildung, Herr Nordhaus, Hans Böckler Str. 39, 40476 Düsseldorf

zum Anfang ..SOKRATES-Projekt im Bereich Grundqualifikationen am DIE

Das DIE hat im Rahmen des SOKRATES-Programms der Europäischen Kommission einen Antrag im Bereich Erwachsenenbildung gestellt. Das Thema lautet: "Entwickeln eines Trainingsmoduls zur Qualifizierung des Ausbildungspersonals von Personen mit geringer Grundbildung". Für eine erhebliche Anzahl von BürgerInnen der europäischen Gemeinschaft, die nur über geringe Grundqualifikationen verfügen, besteht die Gefahr, daß sie dauerhaft aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden, weil sie den wachsenden beruflichen Ansprüchen und den Anforderungen an ständige berufliche Weiterbildung nicht gewachsen sind. ArbeitnehmerInnen mit geringem Bildungsstand haben Probleme mit dem technologischen Wandel, sind in ihrer beruflichen Flexibilität und Mobilität eingeschränkt und können auch in zunehmend international agierenden Betrieben ihre Rechte als ArbeitnehmerInnen nicht genügend wahrnehmen. Darüber hinaus sind sie auch kaum in der Lage, ihren Qualifizierungsbedarf selbst einzuschätzen und zu äußern. Eine Schlüsselposition in der potentiellen Förderung dieser Personengruppe haben diejenigen Personen, die in der betrieblichen und beruflichen Aus- und Fortbildung bzw. Umschulung Verantwortung tragen. Sie sind diejenigen, die zuerst die Defizite in der Alphabetisierung und Grundbildung als Lernprobleme im Kontakt wahrnehmen. Um die Lernbarrieren und -probleme allerdings der unzulänglichen Grundbildung zuordnen zu können und wirksame Strategien in der beruflichen Fortbildung/Umschulung entwickeln zu können, müssen die AusbilderInnen selber qualifiziert werden. Es ist also notwendig, Erfahrungen, Erkenntnisse und Arbeitsformen aus dem Bereich der Alphabetisierungsarbeit, die bisher traditionell der allgemeinen Erwachsenenbildung zugeordnet war, für diese Gruppe zugänglich zu machen. Es soll ein Trainingsmodul für lehrendes und ausbildendes Personal entwickelt werden, mit dem für Phänomene der unzureichenden Grundbildung und daraus resultierender allgemeiner Lernschwierigkeiten sensibilisiert wird. Weiterhin geht es um das Erkennen von Symptomen und um Einführung in Elemente der Lernberatung.

In Kooperation mit Institutionen aus Deutschland, Großbritannien und Italien wird ein Trainingsmodul für lehrendes und ausbildendes Personal in der beruflichen Fortbildung und Umschulung entwickelt und auf einer internationalen Konferenz den entsprechenden MultiplikatorInnen vorgestellt. Erfahrungen mit diesem Trainingsmodul und das Trainingsmodul selber werden in einer Dokumentation beschrieben, die in die jeweiligen Sprachen übersetzt wird. Die Dissemination der Publikation erfolgt durch die jeweiligen beteiligten Organisationen. Kooperationspartner sind Einrichtungen in Italien und Großbritannien:

Von besonderer Bedeutung ist die Arbeit im und für den beschäftigungspolitischen Bereich (Datenerhebung, Entwicklung und Durchführung von beruflichen Fortbildungsmaßnahmen sowie beschäftigungspolitischen Programmen).
Inhaltliche Nachfragen: DIE-Projekt NET

 

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mindmap.gif (16299 Byte)

Bei dieser Darstellung handelt es sich um ein Mind-map, das während eines NET-Seminars entstanden ist. Die SeminarteilnehmerInnen hatten die Aufgabe, ihr "persönliches Verständnis von Grundqualifikationen" mit Hilfe der kreativen Methode des Mind-mapping zu ermitteln und dann eine Überschrift zu finden.

Hinweis: Diese Übersicht spiegelt in einer Momentaufnahme eine Haltung, eine Einstellung wider; bei dieser Übung geht es nicht darum, eine vollständige oder absolute Definition vorzunehmen.

zum Anfang ..Eskimo in Namibia

Eskimo in Namibia ist eine Herangehensweise und Betrachtungsweise an Analphabetismus aus der Sicht eines Interessierten an Typografie und Grafik-Design. Die Frage, wie man Schrift und deren verschiedene Gestaltung betrachtet, wenn man sie nicht lesen kann, aber ansonsten mit ihren Konventionen innerhalb der Gesellschaft vertraut ist, hat mich dazu gebracht, die beiden weit voneinander entfernten Themen Analphabetismus und Typografie zusammenzubringen. Innerhalb dieses Projektes entstand ein Workshop Typografie innerhalb eines regulären Alphabetisierungskurses an der VHS Frankfurt. In diesem bearbeiteten die Teilnehmer klassische Aufgaben des Grafik-Designs wie Logoentwicklung und Visualisierung von Begriffen. Den TeilnehmerInnen wurden u.a. speziell hierfür hergestellte Schriftelement-Schablonen zur Verfügung gestellt.

Zusätzlich entstanden ein Kriminalroman und ein "Bilder-Buch", welches Besonderheiten funktionaler Analphabeten aufnimmt und versucht, dies Nicht-Analphabeten zu vermitteln. Ach ja, der Name: Man erlebt Hitze bestimmt anders, wenn man im Polarkreis aufgewachsen ist und nicht in Namibia. Dies war meine Überlegung bei diesem Projekt.

Ausführlicher wird das Projekt Eskimo in Namibia von Achim Reichert im Internet beschrieben unter http://www.rz.uni-frankfurt.de/~areicher/aa.html

 

zum Anfang ..Bewertungssysteme nicht-formalen Lernens als Zugang zur Weiterbildung

In der 1993 verabschiedeten Europäischen Sozialcharta sowie im Europäischen Weißbuch von 1994 ist die Entwicklung und Erweiterung von (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten für bislang bildungsbenachteiligte Gruppen ein zentraler Aspekt.

Das SOKRATES-Projekt "Assessment of Prior Experimential Learning (APEL)" fußt auf dieser Grundidee. Parallel in bislang fünf europäischen Ländern werden die Möglichkeiten der Teilnahme bildungsbenachteiligter Gruppen an Bildungsmaßnahmen, die eine Rückkehr bzw. einen Aufstieg im Berufsleben ermöglichen, untersucht. Das Projekt APEL wird in Belgien, Großbritannien, Spanien, Schweden und Deutschland durchgeführt. Ziel ist, eine Bestandsaufnahme der Eingangsvoraussetzungen für bildungsbenachteiligte Gruppen im europäischen Raum zu ermöglichen und eine Weiterentwicklung von Möglichkeiten an Bildungsangeboten für diese Gruppen zu schaffen. Von zentraler Bedeutung ist die Öffnung von formalisierten Bildungssystemen für Bildungsbenachteiligte durch die Berücksichtigung und Akkreditierung von nicht-formaler Bildung. Die APEL-Diskussion in der Bundesrepublik befindet sich gegenüber anderen europäischen Ländern noch am Anfang. Die gesammelten Daten werden in einer Datenbank gebündelt. Letztere bietet für Weiterbildungsinstitutionen sowie wissenschaftliche Einrichtungen eine breite Palette von Informationen über Zugänge zu bildungsbenachteiligten Gruppen sowie Konzepte zur Verbreitung und deren Weiterentwicklung. Der Vertrieb wird sich in Form von Datenträgern, einer Internet Page sowie einem Handbuch vollziehen.

Informationen: Universität Bremen, Fachbereich 12: Projekt APEL, Frau Piening, Postfach 33 04 40, 28334 Bremen; http://alf.zfn.uni-bremen.de/~erill/apel/

zum Anfang ..Bundesverband Alphabetisierung e.V.

1997 hat sich die "Schreibwerkstatt für neue Leser und Schreiber" mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Alphabetisierung zum Bundesverband Alphabetisierung zusammengeschlossen. Der Verband gibt Materialien, Fachliteratur und das ALFA FORUM, Fachzeitschrift für Alphabetisierung und Grundbildung, heraus. Des weiteren bietet er das ALFA-TELEFON an, einen Service für Menschen mit Lese- und Schreibproblemen (Tel. 0251/53 33 44, mittwochs von 16-22 Uhr).

Information: Bundesverband Alphabetisierung e.V., Geschäftsstelle, Peter Hubertus, Goebenstr. 13, 48151 Münster,
Tel.: 0251/53469-40, Fax: 0251/53469-41

zum Anfang ..DIE-Veranstaltungen

Problems are our friends - gemeinsam Lernprozesse initiieren; Seminar vom 30.10. bis 1.11.1998, Meinhard-Grebendorf.
Information: DIE-Projekt NET

Zukunftsentwürfe für Grundqualifikationen.
ExpertInnen treffen sich; 18. bis 20.11.1998; Hofbieber/bei Fulda.
Information: DIE-Projekt NET

DIE-Forum zur Weiterbildungspolitik,
1. bis 2.12.1998, Frankfurt/Main.
Information: Christel Schubert, DIE, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt/Main, Tel.: 069/9 56 26-155, Fax: 069/9 56 26-138,
e-mail: schubert@die-frankfurt.de  

zum Anfang ..Sonstige Veranstaltungen

Fachkonferenz Alphabetisierung 1998
des Landesverbandes der Volkshochschulen NRW und des Fachkreises Alphabetisierung NRW am 23.09.1998 in Düsseldorf.
Information: Rainer Hartmann, VHS Düsseldorf, Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40227 Düsseldorf, Tel.: 0211/89-94996, Fax: 0211/89-29042 und Doris Talpay, LV der Volkshochschulen NRW, Heiliger Weg 7-9, 44135 Dortmund, Tel.:0231/95 20 58-16, Fax: 0231/95 20 58-3

Von der Alphabetisierung zur Leseförderung.
Lesen in Schule, Weiterbildung und Gesellschaft. Fachtagung vom 7. bis 9.10.1998 in Bad Boll.
Information: Evangelische Akademie Bad Boll, Akademieweg 11, 73087 Bad Boll; Tel.: 07164/79-310 Werner Stark und Tel.: 07164/79-312 Brigitte Alt.

Kommunikationsverlust im Informationszeitalter.
Internationale Tagung im Rahmen des Österreichischen EU-Vorsitzes vom 26.bis 28. November 1998, Wien.
Information: Lieselotte Martin, Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien, Berggasse 11, A-1090 Wien; Tel.: ++43-1-310 38 86/39, Fax:++43-1-315 53 47, e-mail: lilo@ling.univie.ac.at

 

zum Anfang ..Hinweis:

Der nächste NET-Informationsdienst erscheint voraussichtlich im Dezember 1998.